Hallo Rafael,Archiv hat geschrieben: Fr 2. Feb 2018, 20:13Archiv hat geschrieben: Fr 2. Feb 2018, 20:13Archiv hat geschrieben: Fr 2. Feb 2018, 20:13
Hallo Peter, willkommen im Forum!
Original-Beitrag von *petermigr:
..
Ich habe zwischen 15 und 35 ganz schrecklich unter Migräne gelitten und zwar genauer unter sog. Cluster-Migräne...
Was ist das? das hatten wir doch erst. Es gibt Clusterkopfschmerz, es gibt Migräne, und es gibt (wenige) Leute, die haben beides. Aber eine offizielle Definition von "Cluster-Migräne" habe ich noch nicht gesehen.
Zu der Ernährungsproblematik:
Wie viele andere Betroffene hat die Ernährung bei mir nicht den geringsten Einfluß auf meinen Clusterkopfschmerz-ausgenommen Alkohol, der während der Epsioden triggert.
Eine Ernährungsumstellung gem. Renneberg hat einigen Leuten hier schon Besserung beschert, ich halte es aber für unangebracht, hier eine weitere Theorie zu propagieren, die sich eigentlich auf deine Migräne bezieht.
Damit ist meine Migräne verschwunden.
Schön. Aber wir reden hier über CK...
..nicht die Erfolge der Rennebergdiät in Frage stellen,...eine systematische Schwäche aufweist: Sie steht nicht im Einklang mit der Anthropologie.
Egal, wenns hilft, oder? Mir hat noch kein Anthropologe meinen Schmerz genommen.
..sowohl bei Migräne als auch bei Cluster oftmals Kortison hilfreich angewendet wird, stimmt mich nachdenklich
Aber du sagst selbst: "hilfreich"...
Grüße
Stephan
Hallo Stephan,
Was ist das? das hatten wir doch erst. Es gibt Clusterkopfschmerz, es gibt Migräne, und es gibt (wenige) Leute, die haben beides. Aber eine offizielle Definition von "Cluster-Migräne" habe ich noch nicht gesehen.
Dann hast du jetzt eine. Cluster-Migräne ist eine Migräne, die wie Cluster-Kopfschmerz in Episoden (Clustern) auftritt. Vom eigentlichen Erleben und auch von der Dauer eines Anfalls her wie ein Migräneanfall, vom der Periodizität her inkl. nächtlichem Auftreten wie Cluster. Das tränende gerötete Auge hatte ich dabei übrigens auch.
Es ist also nicht so, dass man bei Cluster-Migräne mal unter Migräne und mal unter Cluster leidet, sondern beide Erscheinungen fallen zusammen. Beide Kopfschmerzarten haben sowieso sehr viel Übereinstimmung, inkl. der Tatsache, dass in beiden Fällen häufig Triptane wirken.
Eine Ernährungsumstellung gem. Renneberg hat einigen Leuten hier schon Besserung beschert, ich halte es aber für unangebracht, hier eine weitere Theorie zu propagieren, die sich eigentlich auf deine Migräne bezieht.
Ich habe gehört, dass sich Menschen schon wegen Cluster umgebracht haben. Bei mir war der Schmerzpegel teilweise so hoch, dass ich mir manchmal kochendheißes Wasser über die Hände und Arme habe laufen lassen, nur um den Schmerz irgendwo anders hin zu bekommen. Unter diesen Umständen halte ich es für unangebracht, eine Ernährungstheorie nicht (!!!) zu propagieren, die mir nicht nur ein bisschen sondern restlos geholfen hat. Bei mir ist es ja so, dass ich meine Attacken von 100 im Jahr (wie gesagt: 14 Stunden Dauer) auf 0 reduziert habe und das nun seit 20 Jahren.
Egal, wenns hilft, oder? Mir hat noch kein Anthropologe meinen Schmerz genommen.
So kann man vielleicht reden, wenn man geheilt ist, ansonsten scheint es mir von Vorteil zu sein, sich mal auf ein paar Argumente einzulassen.
Also das Problem ist einfach, dass heute einige Wissenschaftler der Meinung sind, dass sich das Gehirn des Menschen unter bestimmten Bedingungen aus dem Tierreich heraus entwickelt hat. Diese Bedingungen kann man salopp so zusammenfassen:
Intelligenzanreiz durch die Jagd auf eigentlich körperlich überlegene Tiere + hohe Protein- und Fettzufuhr. Die Auffassung ist: Unter diesen Bedingungen ist unser Gehirn entstanden und für diese Stoffwechselbedingungen ist es immer noch optimiert.
Und bei Migräne und CK reden wir ja über das Gehirn, nicht wahr?
Auffällig ist, dass diese Krankheiten unter Naturvölkern unbekannt sind. Bei Migräne (die wesentlich besser als CK erforscht ist) lässt sich sogar klar nachweisen, dass die Erkrankungsrate in den westlichen Industrieländern in den letzten 30 Jahren um den Faktor 2 - 3 zugenommen hat. Es gibt also offenkundig Bedingungen, die solche Krankheiten begünstigen.
Das Problem bei der Renneberg-Diät ist, dass diese keinen Bezug zu den eigentlichen natürlichen Rahmenbedingungen des Menschen hat. Ich halte ihre Erfolge für zufällig. Sie ist weiterhin kohlenhydratreich und muss deshalb tierische Proteine in Frage stellen, weil es sonst Probleme mit der Harnsäure gibt.
Der Mensch war Millionen Jahre Jäger/Sammler und das ist es woran er optimal angepasst ist. Es gibt keine Garantie, dass ein Gehirnstoffwechsel das tägliche Essen von Nutellabroten in irgendeiner Weise verkraften können muss. Das ist eigentlich die Kernaussage, egal ob wir von Übergewicht, Untergewicht, Diabetes, Migräne, Arteriosklerose, Epilepsie, Morbus Crohn, Colitis, Hashimoto oder was auch immer reden.
Ich kann deshalb nur jedem Betroffenen dringends raten, sich einmal mit den theoretischen Grundlagen einer solchen Ernährungsweise auseinanderzusetzen bevor man sie vorschnell in die Ecke schiebt. Das hätte ich beinahe auch getan. Ein sehr gutes Einstiegsbuch ist Wolfgang Lutz: Leben ohne Brot. Da kommt zwar CK mit keinem Wort drin vor und Migräne nur im Rahmen der Anwendung von Kortison, aber vielleicht ist gerade das der Vorteil.
Außerdem lese ich, dass viele Betroffene (wie bei Migräne auch) Probleme mit diversen Hormondrüsen, z. B. der Schilddrüse haben. Auch bei mir war diese während meiner Migränezeit überaktiv, so dass ich immer Probleme mit dem Gewicht hatte (konkret: ich war meist zu dünn). In besagtem Buch werden diese Zusammenhänge wirklich sehr plausibel erläutert: Die Ursache ist beim Insulin zu suchen.
Viele Grüße
Peter
Auffällig ist, dass diese Krankheiten unter Naturvölkern unbekannt sind. Bei Migräne (die wesentlich besser als CK erforscht ist) lässt sich sogar klar nachweisen, dass die Erkrankungsrate in den westlichen Industrieländern in den letzten 30 Jahren um den Faktor 2 - 3 zugenommen hat. Es gibt also offenkundig Bedingungen, die solche Krankheiten begünstigen.
Den Punkt finde ich schwer zu handhaben.
Beispiel aus einem völlig anderen Bereich. Ein wenig krass vielleicht, aber ich habe gerade gestern halt einen Bericht darüber gesehen.
In NRW ist die Handhabung bei der Ausstellung von Totenscheinen geändert worden. Diese werden jetzt nicht mehr von Notärzten ausgefüllt, sondern von herbeigerufenen Hausärzten, um dem Notarzt quasi schneller wieder für den nächsten Einsatz frei zu machen. Der Teil der Idee erscheint gut. Interessanterweise ist die Zahl der Tötungsdelikte seitdem um 20% zurückgegangen. Weil ein solches vom Hausarzt gar nicht registriert worden ist, in der Vergangenheit von den wahrscheinlich in solchen Dingen erfahrenen Notärzten jedoch schon.
Gibt es bei Naturvölkern wirklich wesentlich weniger oder gar keine Fälle von CK und/oder auch Migräne ? Oder wird das nur einfach nicht diagnostiziert ? Liegt womöglich mangels vorhandener Medikamente die Suizidrate schlicht und ergreifend so hoch das nicht viele Clusterköpfe übrig bleiben.
Ich halte es da mit "Nichts genaues weiss man nicht".
Das hierzulande die Erkrankungsrate bei der Migräne zugenommen hat liegt mit Sicherheit zu einem Teil daran das Sie nun schlicht und ergreifend richtig erkannt wird. Ich glaube es wird sehr schwer wirklich zu ermitteln wieviele Betroffene es wirklich mehr gibt.
Ich habe mir einmal umgekehrt die Frage gestellt was passieren würde wenn man sich als Betroffener in einen der hinteren Winkel der Zivilisation zurückzieht. Mir schwebte da eine Reportage über Neufundland vor, wo einige Fischerdörfer gezeigt wurden welche auf dem Landweg gar nicht zu erreichen sind, in denen etwas über 100 Menschen wohnen, und alle paar Wochen ein Arzt per Hubschrauber vorbeikommt. Falls das Wetter dies zulässt.
Was würde dort mit mir passieren? Ich lebe wenige Fußminuten von einer Apotheke entfernt welche 6 Tage die Woche von 8 Uhr bis 20 Uhr geöffnet hat und dreimal am Tag beliefert wird. Von solch einer Medikamentenversorgung ist man in Neufundland natürlich weit entfernt.
In der Reportage wurde erwähnt das in dem Dorf ein Diabetiker lebt. Fällt das auch unter Zivilisationskrankheit ?
Fragen über Fragen, auf die man wahrscheinlich nie wirklich sichere Antworten bekommen wird.
Aber am Ende bleibt das jede Idee, jeder Ansatz der irgendwie helfen oder nur lindern kann auf jeden Fall Diskussionswürdig ist. Und wenn eine Ernährungsumstellung nur einem von hundert hilft, dann hat Sie diesem einen eben geholfen.
Rafael
ich kenne diese Einwände. Es hat aber bei Migräne ein paar Studien gegeben, die ziemlich "wasserdicht" sind.
Es hat beispielsweise eine Studie in Turku, Finnland, gegeben, bei der man 7-jährige Schulkinder einen Haufen Fragen zu ihrem Befinden, ihrem sozialen Umfeld usw. gestellt hat. Das war 1974. Dann hat man die Ergebnisse eingeschlossen.
1992 hat man die Umfrage unter 7-jährigen Schulkindern wiederholt.
Dann hat man beide Fragebogen gemeinsam durch die gleichen Experten ausgewertet und daraufhin analysiert, wie sich etwa bestimmte Krankheiten entwickelt haben.
Dabei kam dann zu Tage, dass Kopfschmerzen generell massiv zugenommen haben und Migräne um den Faktor 3.
Dieses Resultat wird gestützt durch zahlreiche andere Umfragen. Dieses Resultat wird auch gestützt durch die Tatsache, dass in einigen Ländern (z. B. Japan) trotz aller Verbesserung der Umfragetechnik Migräne signifikant seltener auftritt als bei uns. Japan liegt bzgl. Junk-Food um Jahre hinter den westlichen Ländern zurück.
Untersuchungen wie die in Turku haben noch mit einem anderen Gerücht aufgeräumt. Unter Migränikern geistert die "Porsche im Kopf"-Theorie: Solche Menschen sollen besonders intelligent und schnell im Kopf sein. Die Untersuchung in Turku hat aber ergeben, dass Migräne in sozial schwachen Schichten häufiger auftritt. Auch dieses Ergebnis wurde mehrfach weltweit bestätigt. Man kan davon ausgehen, dass es für alle westlichen Industrieländer gilt.
Bei Naturvölkern ist auffällig, dass dort bestimmte Zivilisationserkrankungen wie Diabetes oder Migräne überhaupt nicht auftreten bzw. nicht genannt werden. Das ändert sich schlagartig, wenn diese "zivilisiert" werden. Bei den Aborighines gibt es ganze Regionen, bei denen mehr als 50% der erwachsenen Bevölkerung unter Typ-2-Diabetes erkrankt sind. Vorher lag der Anteil wohl bei 0%. Einige Mediziner sprechen bereits besorgt von Völkermord. Aus diesen Gegenden weiß man auch, dass dort sehr stark über Migräne geklagt wird.
In einer weiteren Untersuchung in San Diego unter mexikanischen Einwanderern wurde festgestellt, dass die neuen Einwanderer doppelt so häufig unter Migräne litten wie die Mexikaner, die schon eine Generation in Mexiko leben und die wiederum litten häufiger unter Migräne als die Stammeinwohner. Bei Diabetes ganz ähnliche Resultate.
All das lässt eigentlich nur den Schluss zu: An allen diesen Entwicklungen ist die heutige Industrie-Ernährung massiv beteiligt. Und: Bei Migräne haben wir es definitiv mit einer Epidemie zu tun. Zu CK kann ich nichts sagen, da dort die Zahlen zu niedrig sind und es praktisch überhaupt keine verlässlichen epidemiologischen Studien gibt. Ich würde aber hier sicherheitshalber davon ausgehen, dass die Verhältnisse so sind wie bei Migräne auch.
Liebe Grüße
Peter