Mit Elektroden gegen Cluster-Kopfschmerz
Neuer Weg zur Therapie von chronischem Kopfschmerz: An der Lübecker Uniklinik wurde erstmals eine Tiefenhirnstimulation zur Behandlung eingesetzt.
Lübeck – Es ist ein Verfahren, das bislang bei Parkinson-Kranken große Erfolge erzielt hat. Mit der so genannten Tiefenhirnstimulation können durch Stromimpulse gezielt im Hirn einzelne Regionen beeinflusst werden. Nun wurde dieses Verfahren erstmals auch zur Behandlung von Cluster-Kopfschmerz eingesetzt – und damit beschreitet die Neurochirurgische Klinik am Lübecker Campus des Uniklinikums S-H in Deutschland Neuland.
Ziel des Verfahrens: Eine Hilfe gegen den besonders schweren und chronischen Cluster-Kopfschmerz – ein einseitiger Kopfschmerz, der Ähnlichkeiten mit der Migräne aufweist, aber schmerzhafter ist und mit häufigen Attacken tags und nachts auftritt – zu ermöglichen, wenn alle bisherigen Therapien keine ausreichende Linderung bringen. Einer 39-jährigen Patientin wurde nun eine Stimulationselektrode gezielt im Zwischenhirn eingesetzt, deren Stromimpulse zu einem völligen Verschwinden der Schmerzattacken führten, wie Prof. Volker Tronnier, Ärztlicher Direktor der Neurochirurgischen Klinik am Lübecker Campus, erklärt. Bisher sind erst etwa 20 Patienten weltweit implantiert worden.
Prof. Tronnier, der erst im Mai nach Lübeck wechselte, hat das Verfahren der Tiefenhirnstimulation (THST) zur Behandlung von Parkinson-Patienten in Heidelberg vor über zehn Jahren mit etabliert, mittlerweile gilt sie bei Parkinson als etablierte Therapie. Der Einsatz des Verfahrens beim Cluster-Kopfschmerz baut auf neuen Forschungsergebnissen auf.
nordClick/Kieler Nachrichten vom 06.08.2005 01:00
Re: nordClick/Kieler Nachrichten vom 06.08.2005 01:00
7. ClusterkopfschmerzArchiv hat geschrieben: Fr 26. Jan 2018, 18:22 Mit Elektroden gegen Cluster-Kopfschmerz
Neuer Weg zur Therapie von chronischem Kopfschmerz: An der Lübecker Uniklinik wurde erstmals eine Tiefenhirnstimulation zur Behandlung eingesetzt.
Lübeck – Es ist ein Verfahren, das bislang bei Parkinson-Kranken große Erfolge erzielt hat. Mit der so genannten Tiefenhirnstimulation können durch Stromimpulse gezielt im Hirn einzelne Regionen beeinflusst werden. Nun wurde dieses Verfahren erstmals auch zur Behandlung von Cluster-Kopfschmerz eingesetzt – und damit beschreitet die Neurochirurgische Klinik am Lübecker Campus des Uniklinikums S-H in Deutschland Neuland.
Ziel des Verfahrens: Eine Hilfe gegen den besonders schweren und chronischen Cluster-Kopfschmerz – ein einseitiger Kopfschmerz, der Ähnlichkeiten mit der Migräne aufweist, aber schmerzhafter ist und mit häufigen Attacken tags und nachts auftritt – zu ermöglichen, wenn alle bisherigen Therapien keine ausreichende Linderung bringen. Einer 39-jährigen Patientin wurde nun eine Stimulationselektrode gezielt im Zwischenhirn eingesetzt, deren Stromimpulse zu einem völligen Verschwinden der Schmerzattacken führten, wie Prof. Volker Tronnier, Ärztlicher Direktor der Neurochirurgischen Klinik am Lübecker Campus, erklärt. Bisher sind erst etwa 20 Patienten weltweit implantiert worden.
Prof. Tronnier, der erst im Mai nach Lübeck wechselte, hat das Verfahren der Tiefenhirnstimulation (THST) zur Behandlung von Parkinson-Patienten in Heidelberg vor über zehn Jahren mit etabliert, mittlerweile gilt sie bei Parkinson als etablierte Therapie. Der Einsatz des Verfahrens beim Cluster-Kopfschmerz baut auf neuen Forschungsergebnissen auf.
****Leone M, May A, Franzini A, Broggi G, Dodick D, Rapoport A, Goadsby PJ, Schoenen J, Bonavita V, Bussone G. Deep brain stimulation for intractable chronic cluster headache: proposals for patient selection. Cephalalgia 2004; 24; 934-937
Zusammenfassung:
In der vorliegenden Arbeit machen die Autoren Vorschläge zur Auswahl von Patienten mit chronischen Clusterkopfschmerzen die für eine Therapie mit tiefer Hirnstimulation im Bereich des Hypothalamus in Frage kommen könnten. So sollte die chronische Verlaufsform der Erkrankung für wenigstens 24 Monate bestehen. In dieser Zeit müssen alle etablierten, aber auch die neuern (offlabel) medikamentösen Therapien angewendet worden sein, auch kann so dass mögliche Auftreten einer spontanen Remission weitgehend ausgeschlossen werden. Die Attacken dürfen nur streng einseitig auftreten, da die Gefahr besteht, dass trotz Stimulation kontralaterale Attacken (wieder) auftreten. Eine klinische Überwachung und Verifizierung der Diagnose unter stationären Bedingungen, sowie eine neuropsychologische Testung vor und im Verlauf nach der Operation wird gefordert. Aufgrund der vielfältigen Aufgaben des Hypothalamus sollten eine Reihe von internistischen und neurologischen Kontraindikationen, u. a. Epilepsie, Schlaganfall, kardiovaskuläre oder endokrinologische Erkrankungen, ausgeschlossen sein. Per Bildgebung (MRT) müssen präoperativ strukturelle Anomalien oder andere Erkrankungen des Gehirns, die den Clusterkopfschmerz verursachen könnten, ausgeschlossen werden. Während einer Schwangerschaft sollte die Therapie nicht eingesetzt werden. Eine Aufklärung über mögliche Beeinträchtigungen von Fertilität und Sexualverhalten muss erfolgen. Die Betroffenen müssen zuvor das Rauchen aufgeben und auf Alkohol verzichten, da dieses möglicherweise die chronische in eine episodische Clusterform wandeln könnte. Nach der Elektrodenimplantation sollte der Stimulator erst eingeschaltet werden, wenn eine erneute Clusterepisode aufgetreten ist. Sollte es unter der Stimulation zu schmerzfreien Episoden von 3 Monaten kommen sollte der Stimulator bis zum erneuten auftreten von Attacken ausgeschaltet werden.
Kommentar:
Bei der Methode der tiefen Hirnstimulation handelt es sich um eine Methode, die bei anderen Erkrankungen (z. B. M. Parkinson) bereits erfolgreich eingesetzt wurde, für die Indikation des chronischen Clusterkopfschmerzes jedoch neu ist. Erst einige wenige Patienten wurden auf diese Weise von ihren bislang therapierefraktären Kopfschmerzen befreit. Die Erfahrungen auf diesem Gebiet sind somit noch sehr gering. Aus diesem Grund handeln die Autoren des Artikels nur folgerichtig und stellen einen Katalog von sorgfältig gewählten und durchdachten Kriterien auf, anhand denen Patienten für eine Methode, die nur als letzte therapeutische Option in Betracht gezogen werden darf, selektiert werden können. Dieses dient in allererster Linie dem Schutz der Betroffenen, da die Stimulation des Gehirns, insbesondere des Hypothalamus nicht unerhebliche Risiken mit sich bringen kann und somit nicht unkontrolliert eingesetzt werden darf. Bei Vermeidung eines unkontrollierten Einsatzes bei nicht geeigneten Patienten oder durch unqualifizierte Anwender wird eine erhöhte Rate von Komplikationen, die zwangsläufig auftreten muss, verhindert. (PAG)
Re: nordClick/Kieler Nachrichten vom 06.08.2005 01:00
***** Franzini MA, Ferroli, P., Leone M. & Broggi G. Stimulation of the posterior hypothalamus for treatment of chronic intractable cluster headaches: first reported series. Neurosurgery 2003; 52: 1095-101.Archiv hat geschrieben: Fr 26. Jan 2018, 18:227. ClusterkopfschmerzArchiv hat geschrieben: Fr 26. Jan 2018, 18:22 Mit Elektroden gegen Cluster-Kopfschmerz
Neuer Weg zur Therapie von chronischem Kopfschmerz: An der Lübecker Uniklinik wurde erstmals eine Tiefenhirnstimulation zur Behandlung eingesetzt.
Lübeck – Es ist ein Verfahren, das bislang bei Parkinson-Kranken große Erfolge erzielt hat. Mit der so genannten Tiefenhirnstimulation können durch Stromimpulse gezielt im Hirn einzelne Regionen beeinflusst werden. Nun wurde dieses Verfahren erstmals auch zur Behandlung von Cluster-Kopfschmerz eingesetzt – und damit beschreitet die Neurochirurgische Klinik am Lübecker Campus des Uniklinikums S-H in Deutschland Neuland.
Ziel des Verfahrens: Eine Hilfe gegen den besonders schweren und chronischen Cluster-Kopfschmerz – ein einseitiger Kopfschmerz, der Ähnlichkeiten mit der Migräne aufweist, aber schmerzhafter ist und mit häufigen Attacken tags und nachts auftritt – zu ermöglichen, wenn alle bisherigen Therapien keine ausreichende Linderung bringen. Einer 39-jährigen Patientin wurde nun eine Stimulationselektrode gezielt im Zwischenhirn eingesetzt, deren Stromimpulse zu einem völligen Verschwinden der Schmerzattacken führten, wie Prof. Volker Tronnier, Ärztlicher Direktor der Neurochirurgischen Klinik am Lübecker Campus, erklärt. Bisher sind erst etwa 20 Patienten weltweit implantiert worden.
Prof. Tronnier, der erst im Mai nach Lübeck wechselte, hat das Verfahren der Tiefenhirnstimulation (THST) zur Behandlung von Parkinson-Patienten in Heidelberg vor über zehn Jahren mit etabliert, mittlerweile gilt sie bei Parkinson als etablierte Therapie. Der Einsatz des Verfahrens beim Cluster-Kopfschmerz baut auf neuen Forschungsergebnissen auf.
****Leone M, May A, Franzini A, Broggi G, Dodick D, Rapoport A, Goadsby PJ, Schoenen J, Bonavita V, Bussone G. Deep brain stimulation for intractable chronic cluster headache: proposals for patient selection. Cephalalgia 2004; 24; 934-937
Zusammenfassung:
In der vorliegenden Arbeit machen die Autoren Vorschläge zur Auswahl von Patienten mit chronischen Clusterkopfschmerzen die für eine Therapie mit tiefer Hirnstimulation im Bereich des Hypothalamus in Frage kommen könnten. So sollte die chronische Verlaufsform der Erkrankung für wenigstens 24 Monate bestehen. In dieser Zeit müssen alle etablierten, aber auch die neuern (offlabel) medikamentösen Therapien angewendet worden sein, auch kann so dass mögliche Auftreten einer spontanen Remission weitgehend ausgeschlossen werden. Die Attacken dürfen nur streng einseitig auftreten, da die Gefahr besteht, dass trotz Stimulation kontralaterale Attacken (wieder) auftreten. Eine klinische Überwachung und Verifizierung der Diagnose unter stationären Bedingungen, sowie eine neuropsychologische Testung vor und im Verlauf nach der Operation wird gefordert. Aufgrund der vielfältigen Aufgaben des Hypothalamus sollten eine Reihe von internistischen und neurologischen Kontraindikationen, u. a. Epilepsie, Schlaganfall, kardiovaskuläre oder endokrinologische Erkrankungen, ausgeschlossen sein. Per Bildgebung (MRT) müssen präoperativ strukturelle Anomalien oder andere Erkrankungen des Gehirns, die den Clusterkopfschmerz verursachen könnten, ausgeschlossen werden. Während einer Schwangerschaft sollte die Therapie nicht eingesetzt werden. Eine Aufklärung über mögliche Beeinträchtigungen von Fertilität und Sexualverhalten muss erfolgen. Die Betroffenen müssen zuvor das Rauchen aufgeben und auf Alkohol verzichten, da dieses möglicherweise die chronische in eine episodische Clusterform wandeln könnte. Nach der Elektrodenimplantation sollte der Stimulator erst eingeschaltet werden, wenn eine erneute Clusterepisode aufgetreten ist. Sollte es unter der Stimulation zu schmerzfreien Episoden von 3 Monaten kommen sollte der Stimulator bis zum erneuten auftreten von Attacken ausgeschaltet werden.
Kommentar:
Bei der Methode der tiefen Hirnstimulation handelt es sich um eine Methode, die bei anderen Erkrankungen (z. B. M. Parkinson) bereits erfolgreich eingesetzt wurde, für die Indikation des chronischen Clusterkopfschmerzes jedoch neu ist. Erst einige wenige Patienten wurden auf diese Weise von ihren bislang therapierefraktären Kopfschmerzen befreit. Die Erfahrungen auf diesem Gebiet sind somit noch sehr gering. Aus diesem Grund handeln die Autoren des Artikels nur folgerichtig und stellen einen Katalog von sorgfältig gewählten und durchdachten Kriterien auf, anhand denen Patienten für eine Methode, die nur als letzte therapeutische Option in Betracht gezogen werden darf, selektiert werden können. Dieses dient in allererster Linie dem Schutz der Betroffenen, da die Stimulation des Gehirns, insbesondere des Hypothalamus nicht unerhebliche Risiken mit sich bringen kann und somit nicht unkontrolliert eingesetzt werden darf. Bei Vermeidung eines unkontrollierten Einsatzes bei nicht geeigneten Patienten oder durch unqualifizierte Anwender wird eine erhöhte Rate von Komplikationen, die zwangsläufig auftreten muss, verhindert. (PAG)
Zusammenfassung: Die Autoren berichten im Langzeitverlauf von 5 chronischen Clusterpatienten (m:3/w:2), die erfolgreich mittels (z.T. bilateraler) Tiefenhirnstimulation therapiert wurden. Der beobachtete Zeitraum umfasste 2-22 Monate. Alle Patienten waren prä- operativ, auch unter Höchstdosen von Medikamenten, therapieresistent. Im Rahmen der Tiefenhirnstimulation des Hypothalamus (die stereotaktischen Koordinaten waren funktionellen und morphometrischen Studien bei Clusterpatienten entnommen worden) sind alle Patienten, größtenteils ohne begleitende Medikation, schmerzfrei. Nebenwirkungen traten nicht auf. Bei einigen Patienten wurde der Stimulator versuchsweise abgestellt, diese Patienten erlebten daraufhin wieder Clusterattacken. Bei einem Patienten kam es, für Ärzte und den Patienten unbewusst, zu einer Diskonnektion des Stimulators und damit zur Unterbrechung der Stimulation. Auch bei diesem Patienten traten wieder (primär unerklärlich) spontane Clusterattacken auf. Bei allen Patienten sistierten die Clusterattacken nach Wiederanschalten (respektive Konnektieren) des Stimulators. Die Autoren schließen daraus, dass die hypothalamische Tiefenhirnstimulation bei Patienten mit streng einseitigen therapieresistenten Clusterattacken eine mögliche Therapieoption darstellt.
Kommentar: Diese Veröffentlichung ist aus zwei Gründen bemerkenswert. Zum einen berichtet sie erstmalig im Langzeitverlauf von einer erfolgreichen Tiefenhirnstimulation bei Cluster Patienten. Bislang war nur eine Einzelfallbeschreibung mit sehr kurzem Zeitverlauf publiziert worden. Es sieht so aus, als ob auch eine langjährige Stimulation gut vertragen wird und die Wirkung nicht habituiert. Insofern ist ein Placeboeffekt auszuschließen, vor allem vor dem Hintergrund einer unfreiwilligen doppelblinden Unterbrechung der Therapie. Da trotz aller Therapiebemühungen mit z.T. hohen Dosierungen nebenwirkungsträchtiger Substanzen, schätzungsweise 20% aller Clusterpatienten nicht ausreichend therapierbar sind, ist diese neue Möglichkeit eine wichtige Entdeckung. Dies umso mehr, als hier eventuell erstmalig der Motor der Attacken selbst beeinflußt wird. Einschränkend ist zu sagen, dass fünf Patienten nicht viel erscheinen, vor allem mit Hinsicht auf die (mögliche) Nebenwirkungsrate. Der Erstautor hat allerdings in der Tiefenhirnstimulation der Parkinsonerkrankung einen Namen und eine exzellente Operationserfahrung. Der zweite Punkt warum diese Arbeit bemerkenswert ist, liegt darin, das hier erstmalig der Befund einer funktionellen Bildgebungsstudie mittels PET direkt in ein therapeutisches Konzept übersetzt wurde. Noch versteht man nicht, wie die Tiefenhirnstimulation ihren Effekt entfaltet. Der Erfolg ist vielversprechend und läßt sich hoffentlich replizieren. Es ist selbstverständlich, dass bei der Invasivität des Eingriffes, die Indikation zur Schrittmacherimplantation ansonsten therpierefraktären Patienten vorbehalten bleiben muss. (MAY)
DMKG Kopfschmerz-News, Jahrgang 12, Nr. 3
*****Franzini A, Ferroli, P., Leone M, Broggi G. Stimulation of the posterior hypothalamus for treatment of chronic intractable cluster headaches: first reported series. Neurosugery 2003; 52: 1095-101.Archiv hat geschrieben: Fr 26. Jan 2018, 18:22***** Franzini MA, Ferroli, P., Leone M. & Broggi G. Stimulation of the posterior hypothalamus for treatment of chronic intractable cluster headaches: first reported series. Neurosurgery 2003; 52: 1095-101.Archiv hat geschrieben: Fr 26. Jan 2018, 18:227. ClusterkopfschmerzArchiv hat geschrieben: Fr 26. Jan 2018, 18:22 Mit Elektroden gegen Cluster-Kopfschmerz
Neuer Weg zur Therapie von chronischem Kopfschmerz: An der Lübecker Uniklinik wurde erstmals eine Tiefenhirnstimulation zur Behandlung eingesetzt.
Lübeck – Es ist ein Verfahren, das bislang bei Parkinson-Kranken große Erfolge erzielt hat. Mit der so genannten Tiefenhirnstimulation können durch Stromimpulse gezielt im Hirn einzelne Regionen beeinflusst werden. Nun wurde dieses Verfahren erstmals auch zur Behandlung von Cluster-Kopfschmerz eingesetzt – und damit beschreitet die Neurochirurgische Klinik am Lübecker Campus des Uniklinikums S-H in Deutschland Neuland.
Ziel des Verfahrens: Eine Hilfe gegen den besonders schweren und chronischen Cluster-Kopfschmerz – ein einseitiger Kopfschmerz, der Ähnlichkeiten mit der Migräne aufweist, aber schmerzhafter ist und mit häufigen Attacken tags und nachts auftritt – zu ermöglichen, wenn alle bisherigen Therapien keine ausreichende Linderung bringen. Einer 39-jährigen Patientin wurde nun eine Stimulationselektrode gezielt im Zwischenhirn eingesetzt, deren Stromimpulse zu einem völligen Verschwinden der Schmerzattacken führten, wie Prof. Volker Tronnier, Ärztlicher Direktor der Neurochirurgischen Klinik am Lübecker Campus, erklärt. Bisher sind erst etwa 20 Patienten weltweit implantiert worden.
Prof. Tronnier, der erst im Mai nach Lübeck wechselte, hat das Verfahren der Tiefenhirnstimulation (THST) zur Behandlung von Parkinson-Patienten in Heidelberg vor über zehn Jahren mit etabliert, mittlerweile gilt sie bei Parkinson als etablierte Therapie. Der Einsatz des Verfahrens beim Cluster-Kopfschmerz baut auf neuen Forschungsergebnissen auf.
****Leone M, May A, Franzini A, Broggi G, Dodick D, Rapoport A, Goadsby PJ, Schoenen J, Bonavita V, Bussone G. Deep brain stimulation for intractable chronic cluster headache: proposals for patient selection. Cephalalgia 2004; 24; 934-937
Zusammenfassung:
In der vorliegenden Arbeit machen die Autoren Vorschläge zur Auswahl von Patienten mit chronischen Clusterkopfschmerzen die für eine Therapie mit tiefer Hirnstimulation im Bereich des Hypothalamus in Frage kommen könnten. So sollte die chronische Verlaufsform der Erkrankung für wenigstens 24 Monate bestehen. In dieser Zeit müssen alle etablierten, aber auch die neuern (offlabel) medikamentösen Therapien angewendet worden sein, auch kann so dass mögliche Auftreten einer spontanen Remission weitgehend ausgeschlossen werden. Die Attacken dürfen nur streng einseitig auftreten, da die Gefahr besteht, dass trotz Stimulation kontralaterale Attacken (wieder) auftreten. Eine klinische Überwachung und Verifizierung der Diagnose unter stationären Bedingungen, sowie eine neuropsychologische Testung vor und im Verlauf nach der Operation wird gefordert. Aufgrund der vielfältigen Aufgaben des Hypothalamus sollten eine Reihe von internistischen und neurologischen Kontraindikationen, u. a. Epilepsie, Schlaganfall, kardiovaskuläre oder endokrinologische Erkrankungen, ausgeschlossen sein. Per Bildgebung (MRT) müssen präoperativ strukturelle Anomalien oder andere Erkrankungen des Gehirns, die den Clusterkopfschmerz verursachen könnten, ausgeschlossen werden. Während einer Schwangerschaft sollte die Therapie nicht eingesetzt werden. Eine Aufklärung über mögliche Beeinträchtigungen von Fertilität und Sexualverhalten muss erfolgen. Die Betroffenen müssen zuvor das Rauchen aufgeben und auf Alkohol verzichten, da dieses möglicherweise die chronische in eine episodische Clusterform wandeln könnte. Nach der Elektrodenimplantation sollte der Stimulator erst eingeschaltet werden, wenn eine erneute Clusterepisode aufgetreten ist. Sollte es unter der Stimulation zu schmerzfreien Episoden von 3 Monaten kommen sollte der Stimulator bis zum erneuten auftreten von Attacken ausgeschaltet werden.
Kommentar:
Bei der Methode der tiefen Hirnstimulation handelt es sich um eine Methode, die bei anderen Erkrankungen (z. B. M. Parkinson) bereits erfolgreich eingesetzt wurde, für die Indikation des chronischen Clusterkopfschmerzes jedoch neu ist. Erst einige wenige Patienten wurden auf diese Weise von ihren bislang therapierefraktären Kopfschmerzen befreit. Die Erfahrungen auf diesem Gebiet sind somit noch sehr gering. Aus diesem Grund handeln die Autoren des Artikels nur folgerichtig und stellen einen Katalog von sorgfältig gewählten und durchdachten Kriterien auf, anhand denen Patienten für eine Methode, die nur als letzte therapeutische Option in Betracht gezogen werden darf, selektiert werden können. Dieses dient in allererster Linie dem Schutz der Betroffenen, da die Stimulation des Gehirns, insbesondere des Hypothalamus nicht unerhebliche Risiken mit sich bringen kann und somit nicht unkontrolliert eingesetzt werden darf. Bei Vermeidung eines unkontrollierten Einsatzes bei nicht geeigneten Patienten oder durch unqualifizierte Anwender wird eine erhöhte Rate von Komplikationen, die zwangsläufig auftreten muss, verhindert. (PAG)
Zusammenfassung: Die Autoren berichten im Langzeitverlauf von 5 chronischen Clusterpatienten (m:3/w:2), die erfolgreich mittels (z.T. bilateraler) Tiefenhirnstimulation therapiert wurden. Der beobachtete Zeitraum umfasste 2-22 Monate. Alle Patienten waren prä- operativ, auch unter Höchstdosen von Medikamenten, therapieresistent. Im Rahmen der Tiefenhirnstimulation des Hypothalamus (die stereotaktischen Koordinaten waren funktionellen und morphometrischen Studien bei Clusterpatienten entnommen worden) sind alle Patienten, größtenteils ohne begleitende Medikation, schmerzfrei. Nebenwirkungen traten nicht auf. Bei einigen Patienten wurde der Stimulator versuchsweise abgestellt, diese Patienten erlebten daraufhin wieder Clusterattacken. Bei einem Patienten kam es, für Ärzte und den Patienten unbewusst, zu einer Diskonnektion des Stimulators und damit zur Unterbrechung der Stimulation. Auch bei diesem Patienten traten wieder (primär unerklärlich) spontane Clusterattacken auf. Bei allen Patienten sistierten die Clusterattacken nach Wiederanschalten (respektive Konnektieren) des Stimulators. Die Autoren schließen daraus, dass die hypothalamische Tiefenhirnstimulation bei Patienten mit streng einseitigen therapieresistenten Clusterattacken eine mögliche Therapieoption darstellt.
Kommentar: Diese Veröffentlichung ist aus zwei Gründen bemerkenswert. Zum einen berichtet sie erstmalig im Langzeitverlauf von einer erfolgreichen Tiefenhirnstimulation bei Cluster Patienten. Bislang war nur eine Einzelfallbeschreibung mit sehr kurzem Zeitverlauf publiziert worden. Es sieht so aus, als ob auch eine langjährige Stimulation gut vertragen wird und die Wirkung nicht habituiert. Insofern ist ein Placeboeffekt auszuschließen, vor allem vor dem Hintergrund einer unfreiwilligen doppelblinden Unterbrechung der Therapie. Da trotz aller Therapiebemühungen mit z.T. hohen Dosierungen nebenwirkungsträchtiger Substanzen, schätzungsweise 20% aller Clusterpatienten nicht ausreichend therapierbar sind, ist diese neue Möglichkeit eine wichtige Entdeckung. Dies umso mehr, als hier eventuell erstmalig der Motor der Attacken selbst beeinflußt wird. Einschränkend ist zu sagen, dass fünf Patienten nicht viel erscheinen, vor allem mit Hinsicht auf die (mögliche) Nebenwirkungsrate. Der Erstautor hat allerdings in der Tiefenhirnstimulation der Parkinsonerkrankung einen Namen und eine exzellente Operationserfahrung. Der zweite Punkt warum diese Arbeit bemerkenswert ist, liegt darin, das hier erstmalig der Befund einer funktionellen Bildgebungsstudie mittels PET direkt in ein therapeutisches Konzept übersetzt wurde. Noch versteht man nicht, wie die Tiefenhirnstimulation ihren Effekt entfaltet. Der Erfolg ist vielversprechend und läßt sich hoffentlich replizieren. Es ist selbstverständlich, dass bei der Invasivität des Eingriffes, die Indikation zur Schrittmacherimplantation ansonsten therpierefraktären Patienten vorbehalten bleiben muss. (MAY)
Zusammenfassung: Die Autoren berichten im Langzeitverlauf von 5 chronischen Clusterpatienten (m:3/w:2), die erfolgreich mittels (z.T. bilateraler) Tiefenhirnstimulation therapiert wurden. Der beobachtete Zeitraum umfasste 2-22 Monate. Alle Patienten waren präoperativ, auch unter Höchstdosen medikamentöser Therapie therapieresistent. Im Rahmen der Tiefenhirnstimulation des Hypothalamus (die stereotaktischen Koordinaten waren funktionellen und morphometrischen Studien bei Clusterpatienten entnommen worden) sind alle Patienten, größtenteils ohne begleitende Medikation, schmerzfrei. Nebenwirkungen traten nicht auf. Bei einigen Patienten wurde der Stimulator versuchsweise abgestellt, diese Patienten erlebten daraufhin wieder Clusterattacken. Bei einem Patienten kam es, für Ärzte und den Patienten unbewusst, zu einer Diskonnektion des Stimulators und damit zur Unterbrechung der Stimulation. Auch bei diesem Patienten traten wieder (primär unerklärlich) spontane Clusterattacken auf. Bei allen Patienten sistierten die Clusterattacken nach Wiederanschalten (respektive Konnektieren) des Stimulators. Die Autoren schließen daraus, dass die hypothalamische Tiefenhirnstimulation bei Patienten mit streng einseitigen therapieresistenten Clusterattacken eine mögliche Therapieoption darstellt.
Kommentar: Diese Veröffentlichung ist aus zwei Gründen bemerkenswert. Zum einen berichtet sie erstmalig im Langzeitverlauf von einer erfolgreichen Tiefenhirnstimulation bei Cluster Patienten. Bislang war nur eine Einzelfallbeschreibung mit sehr kurzem Zeitverlauf publiziert worden. Es sieht so Es sieht so aus, als ob auch eine langjährige Stimulation gut vertragen wird und die Wirkung nicht habituiert. Insofern ist ein Placeboeffekt auszuschließen, vor allem vor dem Hintergrund einer unfreiwilligen „doppelblinden“ Unterbrechung der Therapie. Da trotz aller Therapiebemühungen mit z.T. Hochdosen nebenwirkungsträchtiger Substanzen, schätzungsweise 20% aller Clusterpatienten nicht ausreichend therapierbar sind, ist diese neue Möglichkeit eine wichtige Entdeckung. Dies umso mehr, als hier eventuell erstmalig der „Motor“ der Attacken selbst beeinflußt wird. Einschränkend ist zu sagen, dass fünf Patienten nicht viel erscheinen, vor allem mit Hinsicht auf die (mögliche) Nebenwirkungsrate. Der Erstautor hat allerdings in der Tiefenhirnstimulation der Parkinsonerkrankung einen Namen und eine exzellente Operationserfahrung.
Der zweite Punkt warum diese Arbeit bemerkenswert ist, liegt darin, das hier erstmalig der Befund einer funktionellen Bildgebungsstudie mittels PET direkt in ein therapeutisches Konzept übersetzt wurde. Noch versteht man nicht, wie die Tiefenhirnstimulation ihren Effekt entfaltet. Der Erfolg ist vielversprechend und lässt sich hoffentlich replizieren. Es ist selbstverständlich, dass bei der Invasivität des Eingriffes, die Indikation zur Schrittmacherimplantation ansonsten therpierefraktären Patienten vorbehalten bleiben muss. (MAY)
Re: nordClick/Kieler Nachrichten vom 06.08.2005 01:00
In der CSGaktuell war auch ein sehr guter Bericht zu diesem Thema drin.Archiv hat geschrieben: Fr 26. Jan 2018, 18:22 Mit Elektroden gegen Cluster-Kopfschmerz
Neuer Weg zur Therapie von chronischem Kopfschmerz: An der Lübecker Uniklinik wurde erstmals eine Tiefenhirnstimulation zur Behandlung eingesetzt.
Lübeck – Es ist ein Verfahren, das bislang bei Parkinson-Kranken große Erfolge erzielt hat. Mit der so genannten Tiefenhirnstimulation können durch Stromimpulse gezielt im Hirn einzelne Regionen beeinflusst werden. Nun wurde dieses Verfahren erstmals auch zur Behandlung von Cluster-Kopfschmerz eingesetzt – und damit beschreitet die Neurochirurgische Klinik am Lübecker Campus des Uniklinikums S-H in Deutschland Neuland.
Ziel des Verfahrens: Eine Hilfe gegen den besonders schweren und chronischen Cluster-Kopfschmerz – ein einseitiger Kopfschmerz, der Ähnlichkeiten mit der Migräne aufweist, aber schmerzhafter ist und mit häufigen Attacken tags und nachts auftritt – zu ermöglichen, wenn alle bisherigen Therapien keine ausreichende Linderung bringen. Einer 39-jährigen Patientin wurde nun eine Stimulationselektrode gezielt im Zwischenhirn eingesetzt, deren Stromimpulse zu einem völligen Verschwinden der Schmerzattacken führten, wie Prof. Volker Tronnier, Ärztlicher Direktor der Neurochirurgischen Klinik am Lübecker Campus, erklärt. Bisher sind erst etwa 20 Patienten weltweit implantiert worden.
Prof. Tronnier, der erst im Mai nach Lübeck wechselte, hat das Verfahren der Tiefenhirnstimulation (THST) zur Behandlung von Parkinson-Patienten in Heidelberg vor über zehn Jahren mit etabliert, mittlerweile gilt sie bei Parkinson als etablierte Therapie. Der Einsatz des Verfahrens beim Cluster-Kopfschmerz baut auf neuen Forschungsergebnissen auf.
Er stammt vor allem mal von jemanden, der diese OP gemacht hat.
Und dieser Bericht sieht ganz anders aus, als das was man da so immer liest.
Aber solche Dinge stehen natürlich nicht im Internet, sondern in unserer Mitgliederzeitung. (Gute Information aus erster Hand zu bekommen ist auch ein Grund CSG Mitglied zu werden).
Gruß und schmerzfreie Zeit