Schmerz ist Folter

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Schmerz ist Folter

Beitrag von Archiv »

Hallo zusammen,

wir alle erleben ja immer wieder, daß wir wegen unseres "Kopfwehs" nicht ernstgenommen werden.

Das Cluster-Kopfschmerz-Syndrom ist, da nicht heilbar, auch in episodischer Ausprägung eine chronische Erkrankung.
Es ist auch nicht so, daß wenn der Schmerz vorbei ist, wir so tun könnten, als ob nichts gewesen wäre.
"Nach der Attacke, ist vor der Attacke." - Und: Verdrängen ist keine Lösung.

Wie die Ergebnisse der großen bundesweiten CSG Studie zur "Situation der Clusterkopfschmerzpatienten in Deutschland" bestätigen, lässt sich CKS nicht nur auf die einzelnen Attacken oder Episoden reduzieren.

Hier ein Auszug aus einem Interview mit Prof. Walter Zieglgänsberger, Schmerzforscher am Max-Planck-Institut in München. Quelle: NOVA, Magazin der Dt. Schmerzliga 4/2005

Zitat:
"Sicherlich ganz wichtig ist die Erkenntnis, dass chronische Schmerzen die gleiche Auswirkung auf Menschen haben wie eine Folter.

Das klingt dramatisch, aber ich gehe davon aus, dass chronische Schmerzpatienten viel mit Folteropfern gemeinsam haben.

Menschen werden durch Schmerz und auch durch die Erwartung von Schmerz, selbst wenn sie gerade keinen haben, durch das ständige Denken an Schmerz massiv beeinträchtigt. Der Schmerz steuert ihren Tagesablauf und verursacht Schlaflosigkeit, Depression, Angst.

Dies alles sind Symptome einer so genannten posttraumatischen Belastungsstörung. Auch eine Folter funktioniert ja nicht nur durch unmittelbare körperliche Gewalt, sondern bereits durch die Androhung von Schmerz. Es ist nicht unbedingt nötig, jemanden unmittelbar zu quälen, es genügt, wenn man ihm mit Schmerz und Qual droht.
Ein vergleichbares Phänomen läuft auch bei chronischen Schmerzpatienten ab, das beginnen wir in der Forschung erst jetzt zu verstehen. Im Endeffekt spielt auch bei Schmerzpatienten die Angst eine große Rolle, Angst, dass der Schmerz wiederkommt. Das kann dazu führen, dass Patienten praktisch die Angst mit dem Schmerz selbst gleichsetzen.
Gegen diese unselige Verquickung muss man therapeutisch vorgehen. Es gilt, die Beziehung zwischen Schmerz und Angst aufzulösen."
Zitat Ende.

Wohlgemerkt, der Autor bezieht sich auf "normale" Schmerzen; ohne diese verharmlosen zu wollen: Clusterkopfschmerz ist, wie wir alle immer wieder leidvoll erfahren müssen ein extraordinärer Schmerz.

In der Regel, ist ja die Therapie des Clusterkopfschmerzes auf Akutbehandlung und Prophylaxe beschränkt. Nach oft jahrelanger "Irrfahrt" und falscher Behandlung, ist dies natürlich Fortschritt - aber eben oft nicht ausreichend.

Ich halte es deshalb für erforderlich, daß in den Leitlinien und Therapieempfehlungen zum Cluster-Kopfschmerz-Syndrom, auch psychische und psychosoziale Aspekte mit berücksichtigt werden.

Alles Gute
und schmerz- wie angstfreie Zeit

Harald Rupp
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