In der Zeitschrift "GEO" vom Juli 2010 habe ich einen Artikel gelesen: "Wege aus der Pein". In diesem Artikel wird erwähnt, dass aktuell an der Med. Hochschule Hannover bemerkenswerte Erfolge in der vorbeugenden Behandlung von Cluster-Kopfschmerz mit dem nicht halluzinogenen 2-Bromo-LSD erzielt wurden. Die Ergebnisse sollten am 26. März 2010 "Online First" in der Fachzeitschrift "Cephalalgia" veröffentlicht werden.
Hat jemand diese Fachzeitschrift bzw. die veröffentlichten Ergebnisse gelesen?
Ich hätte gern mehr hierüber gewußt.
Mit freundlichen Grüßen Wolfgang
2-Bromo-LSD
Re: 2-Bromo-LSD
Ich habe die Veröffentlichung.Archiv hat geschrieben: ↑Do 15. Mär 2018, 09:57 In der Zeitschrift "GEO" vom Juli 2010 habe ich einen Artikel gelesen: "Wege aus der Pein". In diesem Artikel wird erwähnt, dass aktuell an der Med. Hochschule Hannover bemerkenswerte Erfolge in der vorbeugenden Behandlung von Cluster-Kopfschmerz mit dem nicht halluzinogenen 2-Bromo-LSD erzielt wurden. Die Ergebnisse sollten am 26. März 2010 "Online First" in der Fachzeitschrift "Cephalalgia" veröffentlicht werden.
Hat jemand diese Fachzeitschrift bzw. die veröffentlichten Ergebnisse gelesen?
Ich hätte gern mehr hierüber gewußt.
Mit freundlichen Grüßen Wolfgang
Zunächst mal zu den Fakten:
Bei dem in Rede stehenden Stoff, dem „2-Brom LSD“ handelt es sich (nach Literaturlage) tatsächlich nicht um ein Halluzinogen, sondern um ein Lysergsäurederivat, wie es z.B. Methysergid, das ja auch kein Halluzinogen ist, auch darstellt .
Dieses bromierte Lysergsäurederivat ist seit langem bekannt und wird als BOL-148 bezeichnet. Insbesondere ist bekannt, daß die 2-halogenierten Lysergsäurederivate eine sehr hohe Bindungsaffinität zum Serotoninrezeptor 5A haben. (Das sind nicht (!) die Rezeptoren, die z.B. von den Triptanen angesprochen werden, was dann beim Einsatz von Triptanen zum Abbruch der Attacken führt). Das Iod-Derivat wird in der Analytik zum Radiolabelling von Rezeptoren eingesetzt. Das sind also keine ungewöhnlichen, neuen Substanzen.
Es sind fünf Männer mit einem Durchschnittsalter von 40,6 Jahren (28-47 Jahre) behandelt worden. Einer war Episodiker, einer Chroniker, drei waren ursprünglich episodisch und dann chronisch geworden.
Nach drei Gaben von BOL-148 im Abstand von fünf Tagen wurde eine Verbesserung der Anzahl der Attacken berichtet, die nur in einem Fall wirklich deutlich war. In einem Fall kann man keinen klaren Effekt erkennen, in drei Fällen sind geringe Effekte zu erkennen. Es ist völlig unklar, ob es sich um Placeboeffekte handelt.
Ein überzeugender Erfolg sieht deutlich anders aus, insbesondere wenn man diese Ergebnisse mal mit Prophylaxe durch langwirkende Triptane vergleicht, wo man nun wirklich deutliche Effekt sehen kann.
Es handelt sich zusammengefasst nicht um eine Studie, sondern um lediglich um Einzelfallbeschreibungen.
Methodisch mangelhaft sind neben einer Reihe von Gründen wie z.B. insbesondere die mangelnde Placebokontrolle, sondern es haben die Patentinhaber von BOL-148 an der Veröffentlichung mitgewirkt. Also die Leute, die daran Geld verdienen.
Das ist ziemlich dilettantisch, es hat den deutlichen Geschmack einer Gefälligkeitsarbeit und da kann sich auch jeder seinen Teil denken. Man stelle sich mal vor, so würden Pharmafirmen arbeiten – ein Skandal!
Der überhaupt nicht nachzuvollziehende und sehr fragwürdige Versuch, diese Arbeit mit angeblich positiven Wirkungen von Halluzinogenen, wie es sich aus Internetberichten ergäbe (wie stellt man da sicher, daß es sich nicht um Dealer handelt?) zu begründen, erzeugt den Eindruck, daß hier bewußt die Nähe zu Kriminellen und [BAD] gesucht wurde, um Aufmerksamkeit zu erzielen – das ist offenbar mehr Marketing als wirkliche Substanz.
Und jemandem einen Fünfziger zustecken (oder andere „Zuwendungen“), damit mal etwas positiv berichtet und dargestellt wird – das ist ja auch nicht so ganz neu.
Alles in allem finde ich, daß sich die Autoren einen Bärendienst erwiesen haben oder einfach nur Publicity haben wollten.
Das finde ich persönlich sehr bedauerlich, denn wenn das BOL-148 tatsächlich das Potential haben sollte, Methysergid, was ja nicht mehr auf dem deutschen Markt ist, zu substituieren dann wäre das schon mal ganz gut. Aber das war wohl nicht das Ziel.
Vielleicht war es ja gut gemeint, aber es ist einfach schlecht gemacht.
Gruß und schmerzfreie Zeit