Ich sitze entspannt, aber sehr müde auf dem Sofa, leicht vornüber gebeugt und warte.
Die Straßenbeleuchtung ist vor ein paar Minuten angegangen, Licht scheint horizontal geschichtet durch das straßenseitige Fenster auf den Teppich vor mir. Das Muster gefällt mir, ich bin Maler, visuelle Dinge sind mein Leben. Langsam schließe ich die Augen, da ist es.
Behutsam schleicht es sich in meinen Kopf, ich habe es erst gar nicht bemerkt, ist es schon durch die dünnhäutige Hülle meines Kopfes in die Schläfe eingedrungen, und krallt sich hinter meinem linken Auge fest. Ich ordere unverzüglich mein Allheilmittel, das Gas der Gase, Sauerstoff.
Eile ist gefordert, Elena meine Gattin rast zum Abstellraum, nur zwei Meter von mir, ich bewege mich vorerst nicht, und widerstehe dem Drang mein linkes Auge mit der Fernbedienung der Heimkinoanlage zu zerquetschen. Ich packe ein Haarbüschel oberhalb der linken Schläfe, und ziehe stetig daran. Als ich das Gefühl habe, die Kopfhaut von meinem Schädel zu trennen, ist Elena mit der Flasche bei mir, das Ventil ist offen, Sie stellt den Durchfluß auf höchste Stufe, Sie drückt mir die Maske ins Gesicht, ich kann nicht feststellen, ob ich noch atme, aber ich muß jetzt atmen. Hektisch bewege ich die Beine im Sitzen auf und ab, indem ich auf den Fußballen wippe, ein Staccato, ein rasendes Auf und Ab. Mein Oberkörper schwingt leicht nach vorne und wieder zurück, pendelt sich ein.
Geräuschvoll sauge ich den Sauerstoff in mich hinein und atme aus. Ich versuche erst gar nicht normal zu atmen. Mehr Gas, mehr Gas. Ich drücke die Maske mit der rechten Hand ins Gesicht, die linke ist am Ventil, das muß doch noch weiter aufgehen. Maximum erreicht. Warten. Atmen.Schmerz. Jemand hat mir einen glühenden Dreizack in den Kopf gestoßen, ich hasse Ihn dafür. Ich hasse mich. Ich hasse die ganze Welt. Warum Ich. Unfassbar. Es gibt eine Steigerung von Schmerz. Ich muß lächeln, als mich eine Attacke erfaßt, die unbeschreiblich ist. Das fühlt sich an wie Wahnsinn. Weiß ich, wie sich Wahnsinn anfühlt?
Ich schreie in mich hinein, ich hülle meinen Schmerz in Schimpfkanonaden, ich isoliere Ihn, ich weiß genau, wo er sitzt, ich schlage mit der Faust eben genau auf diese Stelle, vielleicht kann ich Ihn durch meinen Schädel hinausschleudern.
Jemand hat mir etwas auf den Kopf gelegt. Kalt. Ein nasses Tuch. Langsam begreife ich, das Monster weicht, ich habe Ihm stark zugesetzt, ich habe es Stück für Stück zurückgedrängt, es zieht sich zurück.
Der Schmerz fordert immer noch Bewegung, meine Beine schnellen immer noch auf und ab. Die Nadel auf meiner 10-stelligen Schmerzskala verharrt einen Augenblick auf der 9, mir kommt der Gedanke, ich muß meine Skala nach oben berichtigen, nur weiß ich nicht ob bis 100 oder 1000.
8.....7......6.....5.....- fast Normalzustand. Leichte Entspannung, meine linke Hand läßt das Ventil los, irgendwann reiß ich das Ding noch ab, ich blicke auf, und atme tief durch.
Die Maske vom Gesicht entfernend lehne ich mich vorsichtig zurück. Ich sage nichts. Ich kann nicht. Ich bin fassungslos. Mein Gesicht ist tot. Das linke Auge ist rot und beendet langsam seinen Tränenfluß. Augenlid und Tränensäcke fühlen sich aufgebläht an, das Monster verläßt mich über Schläfe, Ohr, Hals und Schulter. Restschmerz. Ich wische mir über die Oberlippe, alles nass.
Das leicht vernehmbare Pfeiffen des Sauerstoffventils verstummt. Auf die Frage Alles OK? versuche ich zu nicken, ich schaffe es lediglich die Augen zu schließen. Warum? Warum Ich?
Ich strecke Elena die linke Hand hin, um Ihr zu zeigen, daß ich da bin, Sie ergreift Sie, und setzt sich neben mich. Ich bin nicht alleine.
4.....3......- Ein Restschmerz bleibt, macht vielleicht süchtig!?
Ich möchte schlafen, ruhen, entspannen. Angst. Dann holt es mich wieder, und ich kann mich nicht wehren. Wenn ich dann aufwache, ist es schon da. Und es will mit mir kämpfen, will, daß ich unterliege, daß ich verliere. Angst!
Ich will Euch nicht verschrecken, wie denn auch, auch Ihr werdet von Eurem Monster gejagt. Entflieht Ihm, wie auch immer, meine Flucht ist bis dato gescheitert. Viel Glück und Stärke,
Andreas
Monster mine
Re: Monster mine
Archiv hat geschrieben: ↑Mi 14. Mär 2018, 19:01 Ich sitze entspannt, aber sehr müde auf dem Sofa, leicht vornüber gebeugt und warte.
Die Straßenbeleuchtung ist vor ein paar Minuten angegangen, Licht scheint horizontal geschichtet durch das straßenseitige Fenster auf den Teppich vor mir. Das Muster gefällt mir, ich bin Maler, visuelle Dinge sind mein Leben. Langsam schließe ich die Augen, da ist es.
Behutsam schleicht es sich in meinen Kopf, ich habe es erst gar nicht bemerkt, ist es schon durch die dünnhäutige Hülle meines Kopfes in die Schläfe eingedrungen, und krallt sich hinter meinem linken Auge fest. Ich ordere unverzüglich mein Allheilmittel, das Gas der Gase, Sauerstoff.
Eile ist gefordert, Elena meine Gattin rast zum Abstellraum, nur zwei Meter von mir, ich bewege mich vorerst nicht, und widerstehe dem Drang mein linkes Auge mit der Fernbedienung der Heimkinoanlage zu zerquetschen. Ich packe ein Haarbüschel oberhalb der linken Schläfe, und ziehe stetig daran. Als ich das Gefühl habe, die Kopfhaut von meinem Schädel zu trennen, ist Elena mit der Flasche bei mir, das Ventil ist offen, Sie stellt den Durchfluß auf höchste Stufe, Sie drückt mir die Maske ins Gesicht, ich kann nicht feststellen, ob ich noch atme, aber ich muß jetzt atmen. Hektisch bewege ich die Beine im Sitzen auf und ab, indem ich auf den Fußballen wippe, ein Staccato, ein rasendes Auf und Ab. Mein Oberkörper schwingt leicht nach vorne und wieder zurück, pendelt sich ein.
Geräuschvoll sauge ich den Sauerstoff in mich hinein und atme aus. Ich versuche erst gar nicht normal zu atmen. Mehr Gas, mehr Gas. Ich drücke die Maske mit der rechten Hand ins Gesicht, die linke ist am Ventil, das muß doch noch weiter aufgehen. Maximum erreicht. Warten. Atmen.Schmerz. Jemand hat mir einen glühenden Dreizack in den Kopf gestoßen, ich hasse Ihn dafür. Ich hasse mich. Ich hasse die ganze Welt. Warum Ich. Unfassbar. Es gibt eine Steigerung von Schmerz. Ich muß lächeln, als mich eine Attacke erfaßt, die unbeschreiblich ist. Das fühlt sich an wie Wahnsinn. Weiß ich, wie sich Wahnsinn anfühlt?
Ich schreie in mich hinein, ich hülle meinen Schmerz in Schimpfkanonaden, ich isoliere Ihn, ich weiß genau, wo er sitzt, ich schlage mit der Faust eben genau auf diese Stelle, vielleicht kann ich Ihn durch meinen Schädel hinausschleudern.
Jemand hat mir etwas auf den Kopf gelegt. Kalt. Ein nasses Tuch. Langsam begreife ich, das Monster weicht, ich habe Ihm stark zugesetzt, ich habe es Stück für Stück zurückgedrängt, es zieht sich zurück.
Der Schmerz fordert immer noch Bewegung, meine Beine schnellen immer noch auf und ab. Die Nadel auf meiner 10-stelligen Schmerzskala verharrt einen Augenblick auf der 9, mir kommt der Gedanke, ich muß meine Skala nach oben berichtigen, nur weiß ich nicht ob bis 100 oder 1000.
8.....7......6.....5.....- fast Normalzustand. Leichte Entspannung, meine linke Hand läßt das Ventil los, irgendwann reiß ich das Ding noch ab, ich blicke auf, und atme tief durch.
Die Maske vom Gesicht entfernend lehne ich mich vorsichtig zurück. Ich sage nichts. Ich kann nicht. Ich bin fassungslos. Mein Gesicht ist tot. Das linke Auge ist rot und beendet langsam seinen Tränenfluß. Augenlid und Tränensäcke fühlen sich aufgebläht an, das Monster verläßt mich über Schläfe, Ohr, Hals und Schulter. Restschmerz. Ich wische mir über die Oberlippe, alles nass.
Das leicht vernehmbare Pfeiffen des Sauerstoffventils verstummt. Auf die Frage Alles OK? versuche ich zu nicken, ich schaffe es lediglich die Augen zu schließen. Warum? Warum Ich?
Ich strecke Elena die linke Hand hin, um Ihr zu zeigen, daß ich da bin, Sie ergreift Sie, und setzt sich neben mich. Ich bin nicht alleine.
4.....3......- Ein Restschmerz bleibt, macht vielleicht süchtig!?
Ich möchte schlafen, ruhen, entspannen. Angst. Dann holt es mich wieder, und ich kann mich nicht wehren. Wenn ich dann aufwache, ist es schon da. Und es will mit mir kämpfen, will, daß ich unterliege, daß ich verliere. Angst!
Ich will Euch nicht verschrecken, wie denn auch, auch Ihr werdet von Eurem Monster gejagt. Entflieht Ihm, wie auch immer, meine Flucht ist bis dato gescheitert. Viel Glück und Stärke,
Andreas
Ich bin chronisch und kann gut nachempfinden, was Du schreibst.
Der Titel klingt wie "Enemy mine" und der Dämon hat auch was von "Feind" und "mine" - wir können ihm nicht entfliehen: er gehört zu uns.
Eigentlich haben wir so eine Art Dr. Jeckyll and Mr. Hyde-Syndrom.
Wenn wir keine Attacken haben, dann sind wir ja wie der gute Dr. Jeckyll eigentlich ganz normal und (mehr oder weniger) umgänglich.
Wenn wir Attacken haben, dann bricht der Hyde durch: Schmerz, Wut, Angst, Verzweiflung und zu allem bereit, wenn es nur den Schmerz stoppt, oder wenigsten lindert.
Und wenn es vorbei ist, dann sind wir erschöpft, aber sonst wieder ganz normal.
Das ist schon ganz verrückt. Ob Robert Stevenson sowas wie Clusterkopfschmerz beobachtet hat und dies ihn vielleicht zu Jeckyll and Hyde inspiriert hat?
Na ja das sicherlich nicht. Aber diese plötzlichen Verwandlungen haben schon etwas Bedrohliches, Unfaßliches.
Jeckyll und Hyde-Syndrom würde ich auch für eine treffendere Bezeichnung als Clusterkopfschmerz halten - das ist einfach eine saublöde Bezeichnung.
Gruß und schmerzfreie Zeit
Re: Monster mine
Servus aus der Steiermark!Archiv hat geschrieben: ↑Mi 14. Mär 2018, 19:01Archiv hat geschrieben: ↑Mi 14. Mär 2018, 19:01 Ich sitze entspannt, aber sehr müde auf dem Sofa, leicht vornüber gebeugt und warte.
Die Straßenbeleuchtung ist vor ein paar Minuten angegangen, Licht scheint horizontal geschichtet durch das straßenseitige Fenster auf den Teppich vor mir. Das Muster gefällt mir, ich bin Maler, visuelle Dinge sind mein Leben. Langsam schließe ich die Augen, da ist es.
Behutsam schleicht es sich in meinen Kopf, ich habe es erst gar nicht bemerkt, ist es schon durch die dünnhäutige Hülle meines Kopfes in die Schläfe eingedrungen, und krallt sich hinter meinem linken Auge fest. Ich ordere unverzüglich mein Allheilmittel, das Gas der Gase, Sauerstoff.
Eile ist gefordert, Elena meine Gattin rast zum Abstellraum, nur zwei Meter von mir, ich bewege mich vorerst nicht, und widerstehe dem Drang mein linkes Auge mit der Fernbedienung der Heimkinoanlage zu zerquetschen. Ich packe ein Haarbüschel oberhalb der linken Schläfe, und ziehe stetig daran. Als ich das Gefühl habe, die Kopfhaut von meinem Schädel zu trennen, ist Elena mit der Flasche bei mir, das Ventil ist offen, Sie stellt den Durchfluß auf höchste Stufe, Sie drückt mir die Maske ins Gesicht, ich kann nicht feststellen, ob ich noch atme, aber ich muß jetzt atmen. Hektisch bewege ich die Beine im Sitzen auf und ab, indem ich auf den Fußballen wippe, ein Staccato, ein rasendes Auf und Ab. Mein Oberkörper schwingt leicht nach vorne und wieder zurück, pendelt sich ein.
Geräuschvoll sauge ich den Sauerstoff in mich hinein und atme aus. Ich versuche erst gar nicht normal zu atmen. Mehr Gas, mehr Gas. Ich drücke die Maske mit der rechten Hand ins Gesicht, die linke ist am Ventil, das muß doch noch weiter aufgehen. Maximum erreicht. Warten. Atmen.Schmerz. Jemand hat mir einen glühenden Dreizack in den Kopf gestoßen, ich hasse Ihn dafür. Ich hasse mich. Ich hasse die ganze Welt. Warum Ich. Unfassbar. Es gibt eine Steigerung von Schmerz. Ich muß lächeln, als mich eine Attacke erfaßt, die unbeschreiblich ist. Das fühlt sich an wie Wahnsinn. Weiß ich, wie sich Wahnsinn anfühlt?
Ich schreie in mich hinein, ich hülle meinen Schmerz in Schimpfkanonaden, ich isoliere Ihn, ich weiß genau, wo er sitzt, ich schlage mit der Faust eben genau auf diese Stelle, vielleicht kann ich Ihn durch meinen Schädel hinausschleudern.
Jemand hat mir etwas auf den Kopf gelegt. Kalt. Ein nasses Tuch. Langsam begreife ich, das Monster weicht, ich habe Ihm stark zugesetzt, ich habe es Stück für Stück zurückgedrängt, es zieht sich zurück.
Der Schmerz fordert immer noch Bewegung, meine Beine schnellen immer noch auf und ab. Die Nadel auf meiner 10-stelligen Schmerzskala verharrt einen Augenblick auf der 9, mir kommt der Gedanke, ich muß meine Skala nach oben berichtigen, nur weiß ich nicht ob bis 100 oder 1000.
8.....7......6.....5.....- fast Normalzustand. Leichte Entspannung, meine linke Hand läßt das Ventil los, irgendwann reiß ich das Ding noch ab, ich blicke auf, und atme tief durch.
Die Maske vom Gesicht entfernend lehne ich mich vorsichtig zurück. Ich sage nichts. Ich kann nicht. Ich bin fassungslos. Mein Gesicht ist tot. Das linke Auge ist rot und beendet langsam seinen Tränenfluß. Augenlid und Tränensäcke fühlen sich aufgebläht an, das Monster verläßt mich über Schläfe, Ohr, Hals und Schulter. Restschmerz. Ich wische mir über die Oberlippe, alles nass.
Das leicht vernehmbare Pfeiffen des Sauerstoffventils verstummt. Auf die Frage Alles OK? versuche ich zu nicken, ich schaffe es lediglich die Augen zu schließen. Warum? Warum Ich?
Ich strecke Elena die linke Hand hin, um Ihr zu zeigen, daß ich da bin, Sie ergreift Sie, und setzt sich neben mich. Ich bin nicht alleine.
4.....3......- Ein Restschmerz bleibt, macht vielleicht süchtig!?
Ich möchte schlafen, ruhen, entspannen. Angst. Dann holt es mich wieder, und ich kann mich nicht wehren. Wenn ich dann aufwache, ist es schon da. Und es will mit mir kämpfen, will, daß ich unterliege, daß ich verliere. Angst!
Ich will Euch nicht verschrecken, wie denn auch, auch Ihr werdet von Eurem Monster gejagt. Entflieht Ihm, wie auch immer, meine Flucht ist bis dato gescheitert. Viel Glück und Stärke,
Andreas
Ich bin chronisch und kann gut nachempfinden, was Du schreibst.
Der Titel klingt wie "Enemy mine" und der Dämon hat auch was von "Feind" und "mine" - wir können ihm nicht entfliehen: er gehört zu uns.
Eigentlich haben wir so eine Art Dr. Jeckyll and Mr. Hyde-Syndrom.
Wenn wir keine Attacken haben, dann sind wir ja wie der gute Dr. Jeckyll eigentlich ganz normal und (mehr oder weniger) umgänglich.
Wenn wir Attacken haben, dann bricht der Hyde durch: Schmerz, Wut, Angst, Verzweiflung und zu allem bereit, wenn es nur den Schmerz stoppt, oder wenigsten lindert.
Und wenn es vorbei ist, dann sind wir erschöpft, aber sonst wieder ganz normal.
Das ist schon ganz verrückt. Ob Robert Stevenson sowas wie Clusterkopfschmerz beobachtet hat und dies ihn vielleicht zu Jeckyll and Hyde inspiriert hat?
Na ja das sicherlich nicht. Aber diese plötzlichen Verwandlungen haben schon etwas Bedrohliches, Unfaßliches.
Jeckyll und Hyde-Syndrom würde ich auch für eine treffendere Bezeichnung als Clusterkopfschmerz halten - das ist einfach eine saublöde Bezeichnung.
Gruß und schmerzfreie Zeit
Der Vergleich ist naheliegend, der Unterschied ist, daß wir seelisch, psychisch und moralisch doch der "normale" der Beiden bleiben, und selbst nicht die Bestie werden, die manchmal in uns wohnt.
Zum Thema Umgänglichkeit ist mir aufgefallen, aber erst nach intensiver Rücksprache mit meiner Familie, und das in einer kurzen, relativ hellen Phase, daß ich alles andere als umgänglich bin, kann das aber selbst glaub ich nicht mehr steuern.
Da die erste bewußte Cluster-Attacke erst am 09.oder 10.02.2010 war, die erste unbewußte Attacke wird ein paar Jahre her sein, hab das immer als "Kopfweh" abgetan, ist auch nur sporadisch aufgetreten, ist der Umgang mit dem Thema für mich noch völlig neu.
Nicht, daß mich die Diagnose meines Neurologen so niedergeschmettert hat, nein, es sind diese Angriffe meines Monsters auf mich. Ich habe fast zwei Wochen nur von Tag zu Tag gelebt und gehofft, daß der Sch..ß wieder aufhört. Bis ich keine Kraft mehr hatte, und ich die Nerven weggeschmissen habe. Teilweise waren die Übergriffe so massiv, daß sich meine linke Gesichtshälfte total absurd verzogen hat. Von Augenrötung, Tränenfluß etc. blablabla. will ich gar nicht mehr reden.
Nun gut, weiter in diesem Theater, hab heute wieder einen Termin, diesmal beim praktischen Arzt meines Vertrauens, hol mir die neuerlich bestellten Medikamente ab, sind ja unglaubliche zwei Stück von jedem in der Packung, und jedesmal kannst die volle Rezeptgebühr von 5 Euro, und das mal zwei alle 3-4 Tage brennen.
Mir kommt jetzt schon vor, die zocken uns auch noch ab.
Dazu kommt noch, daß die in der Fa. auch langsam nervös werden. Bin im Autohandel tätig in einer tollen Fa. in Fürstenfeld, wo ich Autos mit Rhombus und Stern verkaufe. Die rufen mich pausenlos an, beurkunden Mitleid, wissen was ich habe tun die nicht, die hören mir einfach nicht zu, oft habe ich das Gefühl, die halten das für einen guten österreichischen Schmäh. Ergänzend dazu gibts dort sowas wie die gute Seele des Hauses, so eine Dame fürs Autoüberstellen und Blumengießen, ihreszeichens im Altersheim beschäftigt. Beschäftigen tut sie sich auch mit alternativen Heilungsmethoden, also mit all dem, wo die Schulmedizin quasi die "Patschen streckt".
Die Dame war so nett, mir einen Termin bei jemandem zu machen, der, wenn er dich anschaut sofort weiß, was du hast! Na Bumm! Ja wie denn was denn! Der Mesias lebt oder was! Wunder gibts wieder im Ausverkauf oder wie!
Weißt, das macht mich irgendwie narrisch, daß es Leut gibt, die Dich anschauen, und sofort alles wissen, sagen sie zumindest, und die brauchen dich auch nur einrenken, und alles ist gut.
Ich habe vor Jahren eine massive Entzündung im Sakralgelenk, linke Seite gehabt, mit großer Beteiligung des Ischias. Habe damals so ziemlich alles in Erwägung gezogen, eben auch die alternativen Methoden. Geholfen hat mir letztendlich eine ambulante OP, Infiltration, reines Cortison in die Sakralfuge, und Basta. Alles Andere war für den Nemo. Natürlich weiß ich, daß Glaube Berge versetzt, aber ich hab das Gefühl, wenn ich meinen Besserwerdungsprozeß meinem Glauben überlasse werd ich wirklich noch verrückt.
Nach 23 Tagen mit bis zu 6 od 7 Attacken(Restschmerz, Erschöpfung, Angstzustände etc. sei hier nicht erwähnt), davon 2-3 Monsterattacken, hab ich die Schnauze gestrichen voll. Die Mittel helfen ja alle bedingt, oft leider viel zu langsam, die Tabletten mit dem Zeugs drin kanns ohnehin vergessen, bis die wirken, bist eh schon komplett verblödet vor lauter Aua.
Die Kunst wird für mich darin bestehen, mich selbst auf die Medikamente einzustellen, learning by doing eben, und das ist teilweise sehr bitter. Als ich das erste mal probiert habe, wie die Relpax(Wirkstoff Eleptriptan)wirken, und wann, war ich glaub ich kurz vorm Ausklinken. Ein Zuckerl wär wahrscheinlich gleich gut gewesen. Und dann wars mit dem O2 auch zu spät, also aussitzen, und warten bis es weg ist. Hurra!
Sollte ich das Eine oder Andere wiederholt von mir geben, so bitte ich das zu entschuldigen, aber wenn ich so eine helle Phase habe, wie gerade die letzten 20 Minuten, nutze ich diese Zeit auch. Leider spüre ich eine leichte Schwellung, als würde Wasser eindringen, unter dem rechten Auge, es kommt wieder, eh klar, früher Vormittag, dann wieder Mittag, früher Nachmittag, Abend, Nacht, und so weiter.
Clustertagebuch ist nicht schlecht, aber man weiß dann leider, wann einen der Teufel holt.
Liebe Grüße und viel schmerzfreie Zeit
Andreas
Re: Monster mine
Hallo Andreas,Archiv hat geschrieben: ↑Mi 14. Mär 2018, 19:02Servus aus der Steiermark!Archiv hat geschrieben: ↑Mi 14. Mär 2018, 19:01Archiv hat geschrieben: ↑Mi 14. Mär 2018, 19:01 Ich sitze entspannt, aber sehr müde auf dem Sofa, leicht vornüber gebeugt und warte.
Die Straßenbeleuchtung ist vor ein paar Minuten angegangen, Licht scheint horizontal geschichtet durch das straßenseitige Fenster auf den Teppich vor mir. Das Muster gefällt mir, ich bin Maler, visuelle Dinge sind mein Leben. Langsam schließe ich die Augen, da ist es.
Behutsam schleicht es sich in meinen Kopf, ich habe es erst gar nicht bemerkt, ist es schon durch die dünnhäutige Hülle meines Kopfes in die Schläfe eingedrungen, und krallt sich hinter meinem linken Auge fest. Ich ordere unverzüglich mein Allheilmittel, das Gas der Gase, Sauerstoff.
Eile ist gefordert, Elena meine Gattin rast zum Abstellraum, nur zwei Meter von mir, ich bewege mich vorerst nicht, und widerstehe dem Drang mein linkes Auge mit der Fernbedienung der Heimkinoanlage zu zerquetschen. Ich packe ein Haarbüschel oberhalb der linken Schläfe, und ziehe stetig daran. Als ich das Gefühl habe, die Kopfhaut von meinem Schädel zu trennen, ist Elena mit der Flasche bei mir, das Ventil ist offen, Sie stellt den Durchfluß auf höchste Stufe, Sie drückt mir die Maske ins Gesicht, ich kann nicht feststellen, ob ich noch atme, aber ich muß jetzt atmen. Hektisch bewege ich die Beine im Sitzen auf und ab, indem ich auf den Fußballen wippe, ein Staccato, ein rasendes Auf und Ab. Mein Oberkörper schwingt leicht nach vorne und wieder zurück, pendelt sich ein.
Geräuschvoll sauge ich den Sauerstoff in mich hinein und atme aus. Ich versuche erst gar nicht normal zu atmen. Mehr Gas, mehr Gas. Ich drücke die Maske mit der rechten Hand ins Gesicht, die linke ist am Ventil, das muß doch noch weiter aufgehen. Maximum erreicht. Warten. Atmen.Schmerz. Jemand hat mir einen glühenden Dreizack in den Kopf gestoßen, ich hasse Ihn dafür. Ich hasse mich. Ich hasse die ganze Welt. Warum Ich. Unfassbar. Es gibt eine Steigerung von Schmerz. Ich muß lächeln, als mich eine Attacke erfaßt, die unbeschreiblich ist. Das fühlt sich an wie Wahnsinn. Weiß ich, wie sich Wahnsinn anfühlt?
Ich schreie in mich hinein, ich hülle meinen Schmerz in Schimpfkanonaden, ich isoliere Ihn, ich weiß genau, wo er sitzt, ich schlage mit der Faust eben genau auf diese Stelle, vielleicht kann ich Ihn durch meinen Schädel hinausschleudern.
Jemand hat mir etwas auf den Kopf gelegt. Kalt. Ein nasses Tuch. Langsam begreife ich, das Monster weicht, ich habe Ihm stark zugesetzt, ich habe es Stück für Stück zurückgedrängt, es zieht sich zurück.
Der Schmerz fordert immer noch Bewegung, meine Beine schnellen immer noch auf und ab. Die Nadel auf meiner 10-stelligen Schmerzskala verharrt einen Augenblick auf der 9, mir kommt der Gedanke, ich muß meine Skala nach oben berichtigen, nur weiß ich nicht ob bis 100 oder 1000.
8.....7......6.....5.....- fast Normalzustand. Leichte Entspannung, meine linke Hand läßt das Ventil los, irgendwann reiß ich das Ding noch ab, ich blicke auf, und atme tief durch.
Die Maske vom Gesicht entfernend lehne ich mich vorsichtig zurück. Ich sage nichts. Ich kann nicht. Ich bin fassungslos. Mein Gesicht ist tot. Das linke Auge ist rot und beendet langsam seinen Tränenfluß. Augenlid und Tränensäcke fühlen sich aufgebläht an, das Monster verläßt mich über Schläfe, Ohr, Hals und Schulter. Restschmerz. Ich wische mir über die Oberlippe, alles nass.
Das leicht vernehmbare Pfeiffen des Sauerstoffventils verstummt. Auf die Frage Alles OK? versuche ich zu nicken, ich schaffe es lediglich die Augen zu schließen. Warum? Warum Ich?
Ich strecke Elena die linke Hand hin, um Ihr zu zeigen, daß ich da bin, Sie ergreift Sie, und setzt sich neben mich. Ich bin nicht alleine.
4.....3......- Ein Restschmerz bleibt, macht vielleicht süchtig!?
Ich möchte schlafen, ruhen, entspannen. Angst. Dann holt es mich wieder, und ich kann mich nicht wehren. Wenn ich dann aufwache, ist es schon da. Und es will mit mir kämpfen, will, daß ich unterliege, daß ich verliere. Angst!
Ich will Euch nicht verschrecken, wie denn auch, auch Ihr werdet von Eurem Monster gejagt. Entflieht Ihm, wie auch immer, meine Flucht ist bis dato gescheitert. Viel Glück und Stärke,
Andreas
Ich bin chronisch und kann gut nachempfinden, was Du schreibst.
Der Titel klingt wie "Enemy mine" und der Dämon hat auch was von "Feind" und "mine" - wir können ihm nicht entfliehen: er gehört zu uns.
Eigentlich haben wir so eine Art Dr. Jeckyll and Mr. Hyde-Syndrom.
Wenn wir keine Attacken haben, dann sind wir ja wie der gute Dr. Jeckyll eigentlich ganz normal und (mehr oder weniger) umgänglich.
Wenn wir Attacken haben, dann bricht der Hyde durch: Schmerz, Wut, Angst, Verzweiflung und zu allem bereit, wenn es nur den Schmerz stoppt, oder wenigsten lindert.
Und wenn es vorbei ist, dann sind wir erschöpft, aber sonst wieder ganz normal.
Das ist schon ganz verrückt. Ob Robert Stevenson sowas wie Clusterkopfschmerz beobachtet hat und dies ihn vielleicht zu Jeckyll and Hyde inspiriert hat?
Na ja das sicherlich nicht. Aber diese plötzlichen Verwandlungen haben schon etwas Bedrohliches, Unfaßliches.
Jeckyll und Hyde-Syndrom würde ich auch für eine treffendere Bezeichnung als Clusterkopfschmerz halten - das ist einfach eine saublöde Bezeichnung.
Gruß und schmerzfreie Zeit
Der Vergleich ist naheliegend, der Unterschied ist, daß wir seelisch, psychisch und moralisch doch der "normale" der Beiden bleiben, und selbst nicht die Bestie werden, die manchmal in uns wohnt.
Zum Thema Umgänglichkeit ist mir aufgefallen, aber erst nach intensiver Rücksprache mit meiner Familie, und das in einer kurzen, relativ hellen Phase, daß ich alles andere als umgänglich bin, kann das aber selbst glaub ich nicht mehr steuern.
Da die erste bewußte Cluster-Attacke erst am 09.oder 10.02.2010 war, die erste unbewußte Attacke wird ein paar Jahre her sein, hab das immer als "Kopfweh" abgetan, ist auch nur sporadisch aufgetreten, ist der Umgang mit dem Thema für mich noch völlig neu.
Nicht, daß mich die Diagnose meines Neurologen so niedergeschmettert hat, nein, es sind diese Angriffe meines Monsters auf mich. Ich habe fast zwei Wochen nur von Tag zu Tag gelebt und gehofft, daß der Sch..ß wieder aufhört. Bis ich keine Kraft mehr hatte, und ich die Nerven weggeschmissen habe. Teilweise waren die Übergriffe so massiv, daß sich meine linke Gesichtshälfte total absurd verzogen hat. Von Augenrötung, Tränenfluß etc. blablabla. will ich gar nicht mehr reden.
Nun gut, weiter in diesem Theater, hab heute wieder einen Termin, diesmal beim praktischen Arzt meines Vertrauens, hol mir die neuerlich bestellten Medikamente ab, sind ja unglaubliche zwei Stück von jedem in der Packung, und jedesmal kannst die volle Rezeptgebühr von 5 Euro, und das mal zwei alle 3-4 Tage brennen.
Mir kommt jetzt schon vor, die zocken uns auch noch ab.
Dazu kommt noch, daß die in der Fa. auch langsam nervös werden. Bin im Autohandel tätig in einer tollen Fa. in Fürstenfeld, wo ich Autos mit Rhombus und Stern verkaufe. Die rufen mich pausenlos an, beurkunden Mitleid, wissen was ich habe tun die nicht, die hören mir einfach nicht zu, oft habe ich das Gefühl, die halten das für einen guten österreichischen Schmäh. Ergänzend dazu gibts dort sowas wie die gute Seele des Hauses, so eine Dame fürs Autoüberstellen und Blumengießen, ihreszeichens im Altersheim beschäftigt. Beschäftigen tut sie sich auch mit alternativen Heilungsmethoden, also mit all dem, wo die Schulmedizin quasi die "Patschen streckt".
Die Dame war so nett, mir einen Termin bei jemandem zu machen, der, wenn er dich anschaut sofort weiß, was du hast! Na Bumm! Ja wie denn was denn! Der Mesias lebt oder was! Wunder gibts wieder im Ausverkauf oder wie!
Weißt, das macht mich irgendwie narrisch, daß es Leut gibt, die Dich anschauen, und sofort alles wissen, sagen sie zumindest, und die brauchen dich auch nur einrenken, und alles ist gut.
Ich habe vor Jahren eine massive Entzündung im Sakralgelenk, linke Seite gehabt, mit großer Beteiligung des Ischias. Habe damals so ziemlich alles in Erwägung gezogen, eben auch die alternativen Methoden. Geholfen hat mir letztendlich eine ambulante OP, Infiltration, reines Cortison in die Sakralfuge, und Basta. Alles Andere war für den Nemo. Natürlich weiß ich, daß Glaube Berge versetzt, aber ich hab das Gefühl, wenn ich meinen Besserwerdungsprozeß meinem Glauben überlasse werd ich wirklich noch verrückt.
Nach 23 Tagen mit bis zu 6 od 7 Attacken(Restschmerz, Erschöpfung, Angstzustände etc. sei hier nicht erwähnt), davon 2-3 Monsterattacken, hab ich die Schnauze gestrichen voll. Die Mittel helfen ja alle bedingt, oft leider viel zu langsam, die Tabletten mit dem Zeugs drin kanns ohnehin vergessen, bis die wirken, bist eh schon komplett verblödet vor lauter Aua.
Die Kunst wird für mich darin bestehen, mich selbst auf die Medikamente einzustellen, learning by doing eben, und das ist teilweise sehr bitter. Als ich das erste mal probiert habe, wie die Relpax(Wirkstoff Eleptriptan)wirken, und wann, war ich glaub ich kurz vorm Ausklinken. Ein Zuckerl wär wahrscheinlich gleich gut gewesen. Und dann wars mit dem O2 auch zu spät, also aussitzen, und warten bis es weg ist. Hurra!
Sollte ich das Eine oder Andere wiederholt von mir geben, so bitte ich das zu entschuldigen, aber wenn ich so eine helle Phase habe, wie gerade die letzten 20 Minuten, nutze ich diese Zeit auch. Leider spüre ich eine leichte Schwellung, als würde Wasser eindringen, unter dem rechten Auge, es kommt wieder, eh klar, früher Vormittag, dann wieder Mittag, früher Nachmittag, Abend, Nacht, und so weiter.
Clustertagebuch ist nicht schlecht, aber man weiß dann leider, wann einen der Teufel holt.
Liebe Grüße und viel schmerzfreie Zeit
Andreas
das die Relpax als Akutmedikation nicht taugt ist schon klar, aber bei mir hab sie als langanhaltenes Triptan geholfen gut über die nacht zukommen. Lt. Aussage meines Neurologen haben diese eine Haltwertdauer von 7-9 Std. und er hatte bei mir recht. zumindestens in der letzten Episode. Aber jeder Cluster ist verschieden.
Gruß Micha
Re: Monster mine
Selbst wenn wir das nicht merken: der Schmerz verändert uns, die zerstörten Nächte verändern uns, das verlorene Leben verändert uns.Archiv hat geschrieben: ↑Mi 14. Mär 2018, 19:02Servus aus der Steiermark!Archiv hat geschrieben: ↑Mi 14. Mär 2018, 19:01Archiv hat geschrieben: ↑Mi 14. Mär 2018, 19:01 Ich sitze entspannt, aber sehr müde auf dem Sofa, leicht vornüber gebeugt und warte.
Die Straßenbeleuchtung ist vor ein paar Minuten angegangen, Licht scheint horizontal geschichtet durch das straßenseitige Fenster auf den Teppich vor mir. Das Muster gefällt mir, ich bin Maler, visuelle Dinge sind mein Leben. Langsam schließe ich die Augen, da ist es.
Behutsam schleicht es sich in meinen Kopf, ich habe es erst gar nicht bemerkt, ist es schon durch die dünnhäutige Hülle meines Kopfes in die Schläfe eingedrungen, und krallt sich hinter meinem linken Auge fest. Ich ordere unverzüglich mein Allheilmittel, das Gas der Gase, Sauerstoff.
Eile ist gefordert, Elena meine Gattin rast zum Abstellraum, nur zwei Meter von mir, ich bewege mich vorerst nicht, und widerstehe dem Drang mein linkes Auge mit der Fernbedienung der Heimkinoanlage zu zerquetschen. Ich packe ein Haarbüschel oberhalb der linken Schläfe, und ziehe stetig daran. Als ich das Gefühl habe, die Kopfhaut von meinem Schädel zu trennen, ist Elena mit der Flasche bei mir, das Ventil ist offen, Sie stellt den Durchfluß auf höchste Stufe, Sie drückt mir die Maske ins Gesicht, ich kann nicht feststellen, ob ich noch atme, aber ich muß jetzt atmen. Hektisch bewege ich die Beine im Sitzen auf und ab, indem ich auf den Fußballen wippe, ein Staccato, ein rasendes Auf und Ab. Mein Oberkörper schwingt leicht nach vorne und wieder zurück, pendelt sich ein.
Geräuschvoll sauge ich den Sauerstoff in mich hinein und atme aus. Ich versuche erst gar nicht normal zu atmen. Mehr Gas, mehr Gas. Ich drücke die Maske mit der rechten Hand ins Gesicht, die linke ist am Ventil, das muß doch noch weiter aufgehen. Maximum erreicht. Warten. Atmen.Schmerz. Jemand hat mir einen glühenden Dreizack in den Kopf gestoßen, ich hasse Ihn dafür. Ich hasse mich. Ich hasse die ganze Welt. Warum Ich. Unfassbar. Es gibt eine Steigerung von Schmerz. Ich muß lächeln, als mich eine Attacke erfaßt, die unbeschreiblich ist. Das fühlt sich an wie Wahnsinn. Weiß ich, wie sich Wahnsinn anfühlt?
Ich schreie in mich hinein, ich hülle meinen Schmerz in Schimpfkanonaden, ich isoliere Ihn, ich weiß genau, wo er sitzt, ich schlage mit der Faust eben genau auf diese Stelle, vielleicht kann ich Ihn durch meinen Schädel hinausschleudern.
Jemand hat mir etwas auf den Kopf gelegt. Kalt. Ein nasses Tuch. Langsam begreife ich, das Monster weicht, ich habe Ihm stark zugesetzt, ich habe es Stück für Stück zurückgedrängt, es zieht sich zurück.
Der Schmerz fordert immer noch Bewegung, meine Beine schnellen immer noch auf und ab. Die Nadel auf meiner 10-stelligen Schmerzskala verharrt einen Augenblick auf der 9, mir kommt der Gedanke, ich muß meine Skala nach oben berichtigen, nur weiß ich nicht ob bis 100 oder 1000.
8.....7......6.....5.....- fast Normalzustand. Leichte Entspannung, meine linke Hand läßt das Ventil los, irgendwann reiß ich das Ding noch ab, ich blicke auf, und atme tief durch.
Die Maske vom Gesicht entfernend lehne ich mich vorsichtig zurück. Ich sage nichts. Ich kann nicht. Ich bin fassungslos. Mein Gesicht ist tot. Das linke Auge ist rot und beendet langsam seinen Tränenfluß. Augenlid und Tränensäcke fühlen sich aufgebläht an, das Monster verläßt mich über Schläfe, Ohr, Hals und Schulter. Restschmerz. Ich wische mir über die Oberlippe, alles nass.
Das leicht vernehmbare Pfeiffen des Sauerstoffventils verstummt. Auf die Frage Alles OK? versuche ich zu nicken, ich schaffe es lediglich die Augen zu schließen. Warum? Warum Ich?
Ich strecke Elena die linke Hand hin, um Ihr zu zeigen, daß ich da bin, Sie ergreift Sie, und setzt sich neben mich. Ich bin nicht alleine.
4.....3......- Ein Restschmerz bleibt, macht vielleicht süchtig!?
Ich möchte schlafen, ruhen, entspannen. Angst. Dann holt es mich wieder, und ich kann mich nicht wehren. Wenn ich dann aufwache, ist es schon da. Und es will mit mir kämpfen, will, daß ich unterliege, daß ich verliere. Angst!
Ich will Euch nicht verschrecken, wie denn auch, auch Ihr werdet von Eurem Monster gejagt. Entflieht Ihm, wie auch immer, meine Flucht ist bis dato gescheitert. Viel Glück und Stärke,
Andreas
Ich bin chronisch und kann gut nachempfinden, was Du schreibst.
Der Titel klingt wie "Enemy mine" und der Dämon hat auch was von "Feind" und "mine" - wir können ihm nicht entfliehen: er gehört zu uns.
Eigentlich haben wir so eine Art Dr. Jeckyll and Mr. Hyde-Syndrom.
Wenn wir keine Attacken haben, dann sind wir ja wie der gute Dr. Jeckyll eigentlich ganz normal und (mehr oder weniger) umgänglich.
Wenn wir Attacken haben, dann bricht der Hyde durch: Schmerz, Wut, Angst, Verzweiflung und zu allem bereit, wenn es nur den Schmerz stoppt, oder wenigsten lindert.
Und wenn es vorbei ist, dann sind wir erschöpft, aber sonst wieder ganz normal.
Das ist schon ganz verrückt. Ob Robert Stevenson sowas wie Clusterkopfschmerz beobachtet hat und dies ihn vielleicht zu Jeckyll and Hyde inspiriert hat?
Na ja das sicherlich nicht. Aber diese plötzlichen Verwandlungen haben schon etwas Bedrohliches, Unfaßliches.
Jeckyll und Hyde-Syndrom würde ich auch für eine treffendere Bezeichnung als Clusterkopfschmerz halten - das ist einfach eine saublöde Bezeichnung.
Gruß und schmerzfreie Zeit
Der Vergleich ist naheliegend, der Unterschied ist, daß wir seelisch, psychisch und moralisch doch der "normale" der Beiden bleiben, und selbst nicht die Bestie werden, die manchmal in uns wohnt.
Zum Thema Umgänglichkeit ist mir aufgefallen, aber erst nach intensiver Rücksprache mit meiner Familie, und das in einer kurzen, relativ hellen Phase, daß ich alles andere als umgänglich bin, kann das aber selbst glaub ich nicht mehr steuern.
Da die erste bewußte Cluster-Attacke erst am 09.oder 10.02.2010 war, die erste unbewußte Attacke wird ein paar Jahre her sein, hab das immer als "Kopfweh" abgetan, ist auch nur sporadisch aufgetreten, ist der Umgang mit dem Thema für mich noch völlig neu.
Nicht, daß mich die Diagnose meines Neurologen so niedergeschmettert hat, nein, es sind diese Angriffe meines Monsters auf mich. Ich habe fast zwei Wochen nur von Tag zu Tag gelebt und gehofft, daß der Sch..ß wieder aufhört. Bis ich keine Kraft mehr hatte, und ich die Nerven weggeschmissen habe. Teilweise waren die Übergriffe so massiv, daß sich meine linke Gesichtshälfte total absurd verzogen hat. Von Augenrötung, Tränenfluß etc. blablabla. will ich gar nicht mehr reden.
Nun gut, weiter in diesem Theater, hab heute wieder einen Termin, diesmal beim praktischen Arzt meines Vertrauens, hol mir die neuerlich bestellten Medikamente ab, sind ja unglaubliche zwei Stück von jedem in der Packung, und jedesmal kannst die volle Rezeptgebühr von 5 Euro, und das mal zwei alle 3-4 Tage brennen.
Mir kommt jetzt schon vor, die zocken uns auch noch ab.
Dazu kommt noch, daß die in der Fa. auch langsam nervös werden. Bin im Autohandel tätig in einer tollen Fa. in Fürstenfeld, wo ich Autos mit Rhombus und Stern verkaufe. Die rufen mich pausenlos an, beurkunden Mitleid, wissen was ich habe tun die nicht, die hören mir einfach nicht zu, oft habe ich das Gefühl, die halten das für einen guten österreichischen Schmäh. Ergänzend dazu gibts dort sowas wie die gute Seele des Hauses, so eine Dame fürs Autoüberstellen und Blumengießen, ihreszeichens im Altersheim beschäftigt. Beschäftigen tut sie sich auch mit alternativen Heilungsmethoden, also mit all dem, wo die Schulmedizin quasi die "Patschen streckt".
Die Dame war so nett, mir einen Termin bei jemandem zu machen, der, wenn er dich anschaut sofort weiß, was du hast! Na Bumm! Ja wie denn was denn! Der Mesias lebt oder was! Wunder gibts wieder im Ausverkauf oder wie!
Weißt, das macht mich irgendwie narrisch, daß es Leut gibt, die Dich anschauen, und sofort alles wissen, sagen sie zumindest, und die brauchen dich auch nur einrenken, und alles ist gut.
Ich habe vor Jahren eine massive Entzündung im Sakralgelenk, linke Seite gehabt, mit großer Beteiligung des Ischias. Habe damals so ziemlich alles in Erwägung gezogen, eben auch die alternativen Methoden. Geholfen hat mir letztendlich eine ambulante OP, Infiltration, reines Cortison in die Sakralfuge, und Basta. Alles Andere war für den Nemo. Natürlich weiß ich, daß Glaube Berge versetzt, aber ich hab das Gefühl, wenn ich meinen Besserwerdungsprozeß meinem Glauben überlasse werd ich wirklich noch verrückt.
Nach 23 Tagen mit bis zu 6 od 7 Attacken(Restschmerz, Erschöpfung, Angstzustände etc. sei hier nicht erwähnt), davon 2-3 Monsterattacken, hab ich die Schnauze gestrichen voll. Die Mittel helfen ja alle bedingt, oft leider viel zu langsam, die Tabletten mit dem Zeugs drin kanns ohnehin vergessen, bis die wirken, bist eh schon komplett verblödet vor lauter Aua.
Die Kunst wird für mich darin bestehen, mich selbst auf die Medikamente einzustellen, learning by doing eben, und das ist teilweise sehr bitter. Als ich das erste mal probiert habe, wie die Relpax(Wirkstoff Eleptriptan)wirken, und wann, war ich glaub ich kurz vorm Ausklinken. Ein Zuckerl wär wahrscheinlich gleich gut gewesen. Und dann wars mit dem O2 auch zu spät, also aussitzen, und warten bis es weg ist. Hurra!
Sollte ich das Eine oder Andere wiederholt von mir geben, so bitte ich das zu entschuldigen, aber wenn ich so eine helle Phase habe, wie gerade die letzten 20 Minuten, nutze ich diese Zeit auch. Leider spüre ich eine leichte Schwellung, als würde Wasser eindringen, unter dem rechten Auge, es kommt wieder, eh klar, früher Vormittag, dann wieder Mittag, früher Nachmittag, Abend, Nacht, und so weiter.
Clustertagebuch ist nicht schlecht, aber man weiß dann leider, wann einen der Teufel holt.
Liebe Grüße und viel schmerzfreie Zeit
Andreas
Unsere Angehörigen merken das.
Gruß und schmerzfreie Zeit
Re: Monster mine
HalloArchiv hat geschrieben: ↑Mi 14. Mär 2018, 19:01Archiv hat geschrieben: ↑Mi 14. Mär 2018, 19:01 Ich sitze entspannt, aber sehr müde auf dem Sofa, leicht vornüber gebeugt und warte.
Die Straßenbeleuchtung ist vor ein paar Minuten angegangen, Licht scheint horizontal geschichtet durch das straßenseitige Fenster auf den Teppich vor mir. Das Muster gefällt mir, ich bin Maler, visuelle Dinge sind mein Leben. Langsam schließe ich die Augen, da ist es.
Behutsam schleicht es sich in meinen Kopf, ich habe es erst gar nicht bemerkt, ist es schon durch die dünnhäutige Hülle meines Kopfes in die Schläfe eingedrungen, und krallt sich hinter meinem linken Auge fest. Ich ordere unverzüglich mein Allheilmittel, das Gas der Gase, Sauerstoff.
Eile ist gefordert, Elena meine Gattin rast zum Abstellraum, nur zwei Meter von mir, ich bewege mich vorerst nicht, und widerstehe dem Drang mein linkes Auge mit der Fernbedienung der Heimkinoanlage zu zerquetschen. Ich packe ein Haarbüschel oberhalb der linken Schläfe, und ziehe stetig daran. Als ich das Gefühl habe, die Kopfhaut von meinem Schädel zu trennen, ist Elena mit der Flasche bei mir, das Ventil ist offen, Sie stellt den Durchfluß auf höchste Stufe, Sie drückt mir die Maske ins Gesicht, ich kann nicht feststellen, ob ich noch atme, aber ich muß jetzt atmen. Hektisch bewege ich die Beine im Sitzen auf und ab, indem ich auf den Fußballen wippe, ein Staccato, ein rasendes Auf und Ab. Mein Oberkörper schwingt leicht nach vorne und wieder zurück, pendelt sich ein.
Geräuschvoll sauge ich den Sauerstoff in mich hinein und atme aus. Ich versuche erst gar nicht normal zu atmen. Mehr Gas, mehr Gas. Ich drücke die Maske mit der rechten Hand ins Gesicht, die linke ist am Ventil, das muß doch noch weiter aufgehen. Maximum erreicht. Warten. Atmen.Schmerz. Jemand hat mir einen glühenden Dreizack in den Kopf gestoßen, ich hasse Ihn dafür. Ich hasse mich. Ich hasse die ganze Welt. Warum Ich. Unfassbar. Es gibt eine Steigerung von Schmerz. Ich muß lächeln, als mich eine Attacke erfaßt, die unbeschreiblich ist. Das fühlt sich an wie Wahnsinn. Weiß ich, wie sich Wahnsinn anfühlt?
Ich schreie in mich hinein, ich hülle meinen Schmerz in Schimpfkanonaden, ich isoliere Ihn, ich weiß genau, wo er sitzt, ich schlage mit der Faust eben genau auf diese Stelle, vielleicht kann ich Ihn durch meinen Schädel hinausschleudern.
Jemand hat mir etwas auf den Kopf gelegt. Kalt. Ein nasses Tuch. Langsam begreife ich, das Monster weicht, ich habe Ihm stark zugesetzt, ich habe es Stück für Stück zurückgedrängt, es zieht sich zurück.
Der Schmerz fordert immer noch Bewegung, meine Beine schnellen immer noch auf und ab. Die Nadel auf meiner 10-stelligen Schmerzskala verharrt einen Augenblick auf der 9, mir kommt der Gedanke, ich muß meine Skala nach oben berichtigen, nur weiß ich nicht ob bis 100 oder 1000.
8.....7......6.....5.....- fast Normalzustand. Leichte Entspannung, meine linke Hand läßt das Ventil los, irgendwann reiß ich das Ding noch ab, ich blicke auf, und atme tief durch.
Die Maske vom Gesicht entfernend lehne ich mich vorsichtig zurück. Ich sage nichts. Ich kann nicht. Ich bin fassungslos. Mein Gesicht ist tot. Das linke Auge ist rot und beendet langsam seinen Tränenfluß. Augenlid und Tränensäcke fühlen sich aufgebläht an, das Monster verläßt mich über Schläfe, Ohr, Hals und Schulter. Restschmerz. Ich wische mir über die Oberlippe, alles nass.
Das leicht vernehmbare Pfeiffen des Sauerstoffventils verstummt. Auf die Frage Alles OK? versuche ich zu nicken, ich schaffe es lediglich die Augen zu schließen. Warum? Warum Ich?
Ich strecke Elena die linke Hand hin, um Ihr zu zeigen, daß ich da bin, Sie ergreift Sie, und setzt sich neben mich. Ich bin nicht alleine.
4.....3......- Ein Restschmerz bleibt, macht vielleicht süchtig!?
Ich möchte schlafen, ruhen, entspannen. Angst. Dann holt es mich wieder, und ich kann mich nicht wehren. Wenn ich dann aufwache, ist es schon da. Und es will mit mir kämpfen, will, daß ich unterliege, daß ich verliere. Angst!
Ich will Euch nicht verschrecken, wie denn auch, auch Ihr werdet von Eurem Monster gejagt. Entflieht Ihm, wie auch immer, meine Flucht ist bis dato gescheitert. Viel Glück und Stärke,
Andreas
Ich bin chronisch und kann gut nachempfinden, was Du schreibst.
Der Titel klingt wie "Enemy mine" und der Dämon hat auch was von "Feind" und "mine" - wir können ihm nicht entfliehen: er gehört zu uns.
Eigentlich haben wir so eine Art Dr. Jeckyll and Mr. Hyde-Syndrom.
Wenn wir keine Attacken haben, dann sind wir ja wie der gute Dr. Jeckyll eigentlich ganz normal und (mehr oder weniger) umgänglich.
Wenn wir Attacken haben, dann bricht der Hyde durch: Schmerz, Wut, Angst, Verzweiflung und zu allem bereit, wenn es nur den Schmerz stoppt, oder wenigsten lindert.
Und wenn es vorbei ist, dann sind wir erschöpft, aber sonst wieder ganz normal.
Das ist schon ganz verrückt. Ob Robert Stevenson sowas wie Clusterkopfschmerz beobachtet hat und dies ihn vielleicht zu Jeckyll and Hyde inspiriert hat?
Na ja das sicherlich nicht. Aber diese plötzlichen Verwandlungen haben schon etwas Bedrohliches, Unfaßliches.
Jeckyll und Hyde-Syndrom würde ich auch für eine treffendere Bezeichnung als Clusterkopfschmerz halten - das ist einfach eine saublöde Bezeichnung.
Gruß und schmerzfreie Zeit
Ich stimme da voll zu und das mit jackel und hyde hatte ich ja vor lagen schon mal geschieben.. die unzäligen nächte die ich umheririrte haben nicht nur mich in den wahnsinn getrieben..meine ex hat es auch ganz kirre gemacht usw.. und dann kommt ja noch hinzu das man bei starken anfällen im gesicht enstellt ist
ich hasse das wort kopfschmerz regelrecht klar ich habe ich kopfschmerzen aber alleine die symptomatik drumrum bei mir mit schmerzen am hals augenproblemen hws.medikamenten unverträglickeiten,kraftlosikeit usw..das ist nur das körperliche.
die psyche und der schlarf die angst. und vor allen dieser ganze Scheiß mit der erklärungen drumherum. kommt ja noch hinzu..
man müsste regelrecht eine pettition machen das diese volkommen bescheuerte bekriflickeit Haufen-Kopfschmerz(auf deutsch) nicht mehr verwendet wird. im medizinischen sine.
suicide-pain-syndrom würde zb auf mich besser passen.
Ich denke das die ansagerin mit den s fehler von RTL hat es bei den beitrag über claudia richtig gemacht die hat nur cluster gesagt zumindesten was..
das ist die krankheit nähmlich ein riesen haufen schei... (sorry aber mir geht zur zeit nicht so doll)
im nächsten andrag scheibe ich das mal in das formular mal sehn ob der rechner das dan auch übernimmt!!
Re: Monster mine
Hi Thore!Archiv hat geschrieben: ↑Mi 14. Mär 2018, 19:02HalloArchiv hat geschrieben: ↑Mi 14. Mär 2018, 19:01Archiv hat geschrieben: ↑Mi 14. Mär 2018, 19:01 Ich sitze entspannt, aber sehr müde auf dem Sofa, leicht vornüber gebeugt und warte.
Die Straßenbeleuchtung ist vor ein paar Minuten angegangen, Licht scheint horizontal geschichtet durch das straßenseitige Fenster auf den Teppich vor mir. Das Muster gefällt mir, ich bin Maler, visuelle Dinge sind mein Leben. Langsam schließe ich die Augen, da ist es.
Behutsam schleicht es sich in meinen Kopf, ich habe es erst gar nicht bemerkt, ist es schon durch die dünnhäutige Hülle meines Kopfes in die Schläfe eingedrungen, und krallt sich hinter meinem linken Auge fest. Ich ordere unverzüglich mein Allheilmittel, das Gas der Gase, Sauerstoff.
Eile ist gefordert, Elena meine Gattin rast zum Abstellraum, nur zwei Meter von mir, ich bewege mich vorerst nicht, und widerstehe dem Drang mein linkes Auge mit der Fernbedienung der Heimkinoanlage zu zerquetschen. Ich packe ein Haarbüschel oberhalb der linken Schläfe, und ziehe stetig daran. Als ich das Gefühl habe, die Kopfhaut von meinem Schädel zu trennen, ist Elena mit der Flasche bei mir, das Ventil ist offen, Sie stellt den Durchfluß auf höchste Stufe, Sie drückt mir die Maske ins Gesicht, ich kann nicht feststellen, ob ich noch atme, aber ich muß jetzt atmen. Hektisch bewege ich die Beine im Sitzen auf und ab, indem ich auf den Fußballen wippe, ein Staccato, ein rasendes Auf und Ab. Mein Oberkörper schwingt leicht nach vorne und wieder zurück, pendelt sich ein.
Geräuschvoll sauge ich den Sauerstoff in mich hinein und atme aus. Ich versuche erst gar nicht normal zu atmen. Mehr Gas, mehr Gas. Ich drücke die Maske mit der rechten Hand ins Gesicht, die linke ist am Ventil, das muß doch noch weiter aufgehen. Maximum erreicht. Warten. Atmen.Schmerz. Jemand hat mir einen glühenden Dreizack in den Kopf gestoßen, ich hasse Ihn dafür. Ich hasse mich. Ich hasse die ganze Welt. Warum Ich. Unfassbar. Es gibt eine Steigerung von Schmerz. Ich muß lächeln, als mich eine Attacke erfaßt, die unbeschreiblich ist. Das fühlt sich an wie Wahnsinn. Weiß ich, wie sich Wahnsinn anfühlt?
Ich schreie in mich hinein, ich hülle meinen Schmerz in Schimpfkanonaden, ich isoliere Ihn, ich weiß genau, wo er sitzt, ich schlage mit der Faust eben genau auf diese Stelle, vielleicht kann ich Ihn durch meinen Schädel hinausschleudern.
Jemand hat mir etwas auf den Kopf gelegt. Kalt. Ein nasses Tuch. Langsam begreife ich, das Monster weicht, ich habe Ihm stark zugesetzt, ich habe es Stück für Stück zurückgedrängt, es zieht sich zurück.
Der Schmerz fordert immer noch Bewegung, meine Beine schnellen immer noch auf und ab. Die Nadel auf meiner 10-stelligen Schmerzskala verharrt einen Augenblick auf der 9, mir kommt der Gedanke, ich muß meine Skala nach oben berichtigen, nur weiß ich nicht ob bis 100 oder 1000.
8.....7......6.....5.....- fast Normalzustand. Leichte Entspannung, meine linke Hand läßt das Ventil los, irgendwann reiß ich das Ding noch ab, ich blicke auf, und atme tief durch.
Die Maske vom Gesicht entfernend lehne ich mich vorsichtig zurück. Ich sage nichts. Ich kann nicht. Ich bin fassungslos. Mein Gesicht ist tot. Das linke Auge ist rot und beendet langsam seinen Tränenfluß. Augenlid und Tränensäcke fühlen sich aufgebläht an, das Monster verläßt mich über Schläfe, Ohr, Hals und Schulter. Restschmerz. Ich wische mir über die Oberlippe, alles nass.
Das leicht vernehmbare Pfeiffen des Sauerstoffventils verstummt. Auf die Frage Alles OK? versuche ich zu nicken, ich schaffe es lediglich die Augen zu schließen. Warum? Warum Ich?
Ich strecke Elena die linke Hand hin, um Ihr zu zeigen, daß ich da bin, Sie ergreift Sie, und setzt sich neben mich. Ich bin nicht alleine.
4.....3......- Ein Restschmerz bleibt, macht vielleicht süchtig!?
Ich möchte schlafen, ruhen, entspannen. Angst. Dann holt es mich wieder, und ich kann mich nicht wehren. Wenn ich dann aufwache, ist es schon da. Und es will mit mir kämpfen, will, daß ich unterliege, daß ich verliere. Angst!
Ich will Euch nicht verschrecken, wie denn auch, auch Ihr werdet von Eurem Monster gejagt. Entflieht Ihm, wie auch immer, meine Flucht ist bis dato gescheitert. Viel Glück und Stärke,
Andreas
Ich bin chronisch und kann gut nachempfinden, was Du schreibst.
Der Titel klingt wie "Enemy mine" und der Dämon hat auch was von "Feind" und "mine" - wir können ihm nicht entfliehen: er gehört zu uns.
Eigentlich haben wir so eine Art Dr. Jeckyll and Mr. Hyde-Syndrom.
Wenn wir keine Attacken haben, dann sind wir ja wie der gute Dr. Jeckyll eigentlich ganz normal und (mehr oder weniger) umgänglich.
Wenn wir Attacken haben, dann bricht der Hyde durch: Schmerz, Wut, Angst, Verzweiflung und zu allem bereit, wenn es nur den Schmerz stoppt, oder wenigsten lindert.
Und wenn es vorbei ist, dann sind wir erschöpft, aber sonst wieder ganz normal.
Das ist schon ganz verrückt. Ob Robert Stevenson sowas wie Clusterkopfschmerz beobachtet hat und dies ihn vielleicht zu Jeckyll and Hyde inspiriert hat?
Na ja das sicherlich nicht. Aber diese plötzlichen Verwandlungen haben schon etwas Bedrohliches, Unfaßliches.
Jeckyll und Hyde-Syndrom würde ich auch für eine treffendere Bezeichnung als Clusterkopfschmerz halten - das ist einfach eine saublöde Bezeichnung.
Gruß und schmerzfreie Zeit
Ich stimme da voll zu und das mit jackel und hyde hatte ich ja vor lagen schon mal geschieben.. die unzäligen nächte die ich umheririrte haben nicht nur mich in den wahnsinn getrieben..meine ex hat es auch ganz kirre gemacht usw.. und dann kommt ja noch hinzu das man bei starken anfällen im gesicht enstellt ist
ich hasse das wort kopfschmerz regelrecht klar ich habe ich kopfschmerzen aber alleine die symptomatik drumrum bei mir mit schmerzen am hals augenproblemen hws.medikamenten unverträglickeiten,kraftlosikeit usw..das ist nur das körperliche.
die psyche und der schlarf die angst. und vor allen dieser ganze Scheiß mit der erklärungen drumherum. kommt ja noch hinzu..
man müsste regelrecht eine pettition machen das diese volkommen bescheuerte bekriflickeit Haufen-Kopfschmerz(auf deutsch) nicht mehr verwendet wird. im medizinischen sine.
suicide-pain-syndrom würde zb auf mich besser passen.
Ich denke das die ansagerin mit den s fehler von RTL hat es bei den beitrag über claudia richtig gemacht die hat nur cluster gesagt zumindesten was..
das ist die krankheit nähmlich ein riesen haufen schei... (sorry aber mir geht zur zeit nicht so doll)
im nächsten andrag scheibe ich das mal in das formular mal sehn ob der rechner das dan auch übernimmt!!
Ja das mit der Definition unseres Monsters ist eigentlich ein Kasperletheater. Als wolle man den Sch..ß verniedlichen.
Schreib doch was Du Dir denkst, ich glaube, die Damen und Herren, die im Hintergrund sitzen sollten das verstehen. Es soll halt nicht so weit gehen, daß die Moderatoren hier an der Zensurschraube drehen!
Es ist für uns Alles schwer genug, ab und zu komm ich mir vor wie Andi gegen die ganze Welt, einschließlich meines bescheuerten Schädels.
Und die Antworten, bzw. Entgegnungen der Herren und Damen Doktoren( Aha, Soso, ach wirklich, mein Gott und so weiter und so weiter.....) sind umwerfend, im wahrsten Sinne des Wortes.
Daß das niemand verstehen kann, ist mir mittlerweilen klar. Du mußt das Monster einmal, wenigstens einmal gespürt haben, nur ganz kurz, damit man nicht lange leiden muß, so 5 Sekunden oder so, um zu begreifen, und zu sagen: Ja l... du mi doch am O....!
In diesem Sinne, mein Monster kann mich auch mal, und das kreuzweise wenns hilft!
Viel SfZ
Andreas
www.kunstverstand.at (schreib mir was ins Gästebuch, würde mich freuen)
Übrigens Micha, danke für den Tipp mit dem Relpax, und Harald, ja es verändert uns, leider!