Cluster Weihnachtsgedicht
Verfasst: Di 16. Jan 2018, 13:35
Eine ganz normale Weihnachtsfeier,
oder wie man der Bedienung das Fürchten lehrt
Alle Jahre wieder, kommt das Christuskind
auf die Erde nieder, wo wir Cluster sind.
Dann trifft man sich wie jedes Jahr
in dem Willi seine Bar.
Zur Bescherung kommt der Weihnachtsmann
bringt neue Sauerstoffflaschen ‘ran.
Als Beigabe gibt er Verapamil,
doch davon hat er nicht so viel.
Dann gibt’s noch Lithium und Asco Top,
denn die Mittel sind kein Flop.
Und als Krönung hat er dann mal eben
einen Behindertenausweis mit 80% für jeden!
Der Erste ist schon so aufgeregt,
das er sich auf den Boden legt.
Doch Nikolaus ist ein schlauer Wicht
und drückt ihm die Maske aufs Gesicht.
Man sitzt recht fröhlich an dem Tisch
und Fritz denkt jetzt nur keinen Fisch.
Dann geht die Tür zur Küche auf
das Unheil nimmt jetzt seinen Lauf.
Da kommt die Kellnerin, die Puppe
und bringt leckere Steinpilzsuppe.
"Essen hält Leib und Seele zusammen"
sagt Gregorewitsch von Brammen
deshalb schreitet man zur Tat
und isst die Suppe mit Glutamat.
Nach drei Minuten macht‘s dann bumm,
die ersten fünf die fallen um.
Sie kriechen auf dem Boden mit roten Ohren,
der Kellner denkt die haben bestimmt was verloren.
Die Kellnerin zündet die Kerzen an,
die Thymianduftkerzen vom Weihnachtsmann.
Da schaukeln die Nächsten und fangen an zu heulen
die Köpfe knallen auf den Tisch (das gibt dicke Beulen).
Die Kellnerin schaut ganz betroffen
und denkt, mein Gott sind die besoffen!
Der Küchenchef der kommt herein
und bringt den Braten gekocht mit Wein.
Schon wird‘s wieder unruhig
man greift zur Tasche.
Jetzt nuckelt die Hälfte an der Sauerstoffflasche.
Kaum noch jemand kann ruhig sitzen
und nach zehn Minuten fliegen die Spritzen.
Nur die kleine dünne Trine
schält sich in Ruhe ‘ne Apfelsine.
Doch dann wird es erst richtig munter
reißt sie doch die Tischdecke ‘runter.
Sie schreit und schlägt mit der Faust auf den Tisch
die Bedienung erschrickt sich fürchterlich.
Heißa, jetzt ist hier was los
ein Getöse riesengroß.
es fliegt das Essen,
es fliegen die Stühle
es ist ein ziemliches Gewühle.
Vom Heulen sind alle pitschenass,
der Kellner, der wird leichenblass.
Er fängt an sich zu grausen
doch plötzlich sind alle draußen.
Und er guckt jetzt ganz schön blöde,
denn der Saal ist leer und öde.
Er räumt auf und kehrt mit dem Besen
und tut so als sei überhaupt nichts gewesen.
Die Kellnerin schaut aus dem Fenster
und sieht auf einmal nur noch Gespenster.
Sie denkt sich wie kann man nur soviel saufen
jetzt spielen die draußen auch noch nachlaufen.
Einige rollen sich auf dem Boden,
die Kellnerin denkt an kalte Hoden.
Doch vier Stunden später ist alles vorbei.
Man sitzt am Tisch und lacht dabei.
Friedlich und ruhig geht es jetzt weiter
zwischendurch wird‘s etwas heiter.
Es ist richtig gemütlich und es wird viel gelacht.
So ungefähr bis Mitternacht.
Dann kommt die Zeit nach Haus zu geh‘n
man sagt sich jetzt auf Wiedersehn.
Es war‘ne supertolle Feier.
Das meint sogar der Erwin Meier.
Man verabredet sich für‘s nächste Jahr
In Willi‘s Bar - das ist doch klar.
Doch die Bedienung denkt oh Schreck
Bis zum nächsten Mal musst du hier weg!
Anmerkung des Autors
Die Personen, der Ort und die Handlung sind von mir völlig frei erfunden. Falls sich jemand davon persönlich angesprochen, angegriffen oder verletzt fühlen sollte, bitte ich um Entschuldigung. Das ist nicht meine Absicht. Ich habe das Thema Cluster auch nicht in das Lächerliche ziehen wollen. In keinster Weise!! Unsere Perioden sind für uns und unsere Angehörigen schlimm genug.
Doch der Rest‘ des Lebens ist trotzdem schön und lebenswert. Und diesen Rest sollten wir eigentlich auch besonders intensiv leben. Meiner Meinung nach kann dann auch etwas schwarzer Humor dazu gehören.
Auch ich bin betroffen. Aber erst seit drei Wochen. All die 29 Jahre vorher hat mein HNO stets erfolgreich meine Nebenhöhlen behandelt. Seine Tabletten haben mir immer nach ungefähr 2 Monaten geholfen. Die Kopfschmerztabletten, die ich mir bei den Attacken eingeschmissen habe funktionierten auch immer nach maximal 3 Stunden. War doch alles im grünen Bereich, oder?
Bis vor drei Wochen! Da ging dann gar nichts mehr.
Als mich meine Frau dabei erwischte, wie ich heulend im Dunkeln durch die Wohnung kroch, mein Zuckerspiegel in den Keller fiel und ich mich übergeben musste, rief Sie den Notarzt und Ruck Zuck war ich im Krankenhaus.
Die Ladung Novalgin wirkte nach 2 Stunden ( Ha, Ha) und ich wollte nach Hause. Aus Sicherheitsgründen behielt man mich da.
Meine Befürchtung, die Nacht betreffend, bewahrheitete sich leider. Es kam absolut heftig. Die Nachtschwester war ziemlich ratlos (der Arzt war auch nicht besser). Die Schmerzmittel, die eigentlich nur nach schweren Operationen gegeben werden, wirkten dann auch in kürzester Zeit. Nach nur 2,5 Stunden und ca. 150 Flurwanderungen hatte ich Ruhe.
Der nächste Tag war dann der Tag der Wahrheit. Eine Neurologin von außerhalb kam ins Krankenhaus und sagte mir auf meinen Kopf einen Clusterkopf zu. Das war es, Volltreffer!!!
Dank meinem HNO habe ich 29 Jahre lang jede Attacke richtig schön genießen können. Da hat der aber jetzt Pech gehabt, denn auf den vollen Genuß kann ich gerne verzichten.
Ich wünsche allen Betroffenen ein schmerzfreies und friedvolles Weihnachtsfest und eine guten Rutsch ins neue Jahr
Peter Maul
oder wie man der Bedienung das Fürchten lehrt
Alle Jahre wieder, kommt das Christuskind
auf die Erde nieder, wo wir Cluster sind.
Dann trifft man sich wie jedes Jahr
in dem Willi seine Bar.
Zur Bescherung kommt der Weihnachtsmann
bringt neue Sauerstoffflaschen ‘ran.
Als Beigabe gibt er Verapamil,
doch davon hat er nicht so viel.
Dann gibt’s noch Lithium und Asco Top,
denn die Mittel sind kein Flop.
Und als Krönung hat er dann mal eben
einen Behindertenausweis mit 80% für jeden!
Der Erste ist schon so aufgeregt,
das er sich auf den Boden legt.
Doch Nikolaus ist ein schlauer Wicht
und drückt ihm die Maske aufs Gesicht.
Man sitzt recht fröhlich an dem Tisch
und Fritz denkt jetzt nur keinen Fisch.
Dann geht die Tür zur Küche auf
das Unheil nimmt jetzt seinen Lauf.
Da kommt die Kellnerin, die Puppe
und bringt leckere Steinpilzsuppe.
"Essen hält Leib und Seele zusammen"
sagt Gregorewitsch von Brammen
deshalb schreitet man zur Tat
und isst die Suppe mit Glutamat.
Nach drei Minuten macht‘s dann bumm,
die ersten fünf die fallen um.
Sie kriechen auf dem Boden mit roten Ohren,
der Kellner denkt die haben bestimmt was verloren.
Die Kellnerin zündet die Kerzen an,
die Thymianduftkerzen vom Weihnachtsmann.
Da schaukeln die Nächsten und fangen an zu heulen
die Köpfe knallen auf den Tisch (das gibt dicke Beulen).
Die Kellnerin schaut ganz betroffen
und denkt, mein Gott sind die besoffen!
Der Küchenchef der kommt herein
und bringt den Braten gekocht mit Wein.
Schon wird‘s wieder unruhig
man greift zur Tasche.
Jetzt nuckelt die Hälfte an der Sauerstoffflasche.
Kaum noch jemand kann ruhig sitzen
und nach zehn Minuten fliegen die Spritzen.
Nur die kleine dünne Trine
schält sich in Ruhe ‘ne Apfelsine.
Doch dann wird es erst richtig munter
reißt sie doch die Tischdecke ‘runter.
Sie schreit und schlägt mit der Faust auf den Tisch
die Bedienung erschrickt sich fürchterlich.
Heißa, jetzt ist hier was los
ein Getöse riesengroß.
es fliegt das Essen,
es fliegen die Stühle
es ist ein ziemliches Gewühle.
Vom Heulen sind alle pitschenass,
der Kellner, der wird leichenblass.
Er fängt an sich zu grausen
doch plötzlich sind alle draußen.
Und er guckt jetzt ganz schön blöde,
denn der Saal ist leer und öde.
Er räumt auf und kehrt mit dem Besen
und tut so als sei überhaupt nichts gewesen.
Die Kellnerin schaut aus dem Fenster
und sieht auf einmal nur noch Gespenster.
Sie denkt sich wie kann man nur soviel saufen
jetzt spielen die draußen auch noch nachlaufen.
Einige rollen sich auf dem Boden,
die Kellnerin denkt an kalte Hoden.
Doch vier Stunden später ist alles vorbei.
Man sitzt am Tisch und lacht dabei.
Friedlich und ruhig geht es jetzt weiter
zwischendurch wird‘s etwas heiter.
Es ist richtig gemütlich und es wird viel gelacht.
So ungefähr bis Mitternacht.
Dann kommt die Zeit nach Haus zu geh‘n
man sagt sich jetzt auf Wiedersehn.
Es war‘ne supertolle Feier.
Das meint sogar der Erwin Meier.
Man verabredet sich für‘s nächste Jahr
In Willi‘s Bar - das ist doch klar.
Doch die Bedienung denkt oh Schreck
Bis zum nächsten Mal musst du hier weg!
Anmerkung des Autors
Die Personen, der Ort und die Handlung sind von mir völlig frei erfunden. Falls sich jemand davon persönlich angesprochen, angegriffen oder verletzt fühlen sollte, bitte ich um Entschuldigung. Das ist nicht meine Absicht. Ich habe das Thema Cluster auch nicht in das Lächerliche ziehen wollen. In keinster Weise!! Unsere Perioden sind für uns und unsere Angehörigen schlimm genug.
Doch der Rest‘ des Lebens ist trotzdem schön und lebenswert. Und diesen Rest sollten wir eigentlich auch besonders intensiv leben. Meiner Meinung nach kann dann auch etwas schwarzer Humor dazu gehören.
Auch ich bin betroffen. Aber erst seit drei Wochen. All die 29 Jahre vorher hat mein HNO stets erfolgreich meine Nebenhöhlen behandelt. Seine Tabletten haben mir immer nach ungefähr 2 Monaten geholfen. Die Kopfschmerztabletten, die ich mir bei den Attacken eingeschmissen habe funktionierten auch immer nach maximal 3 Stunden. War doch alles im grünen Bereich, oder?
Bis vor drei Wochen! Da ging dann gar nichts mehr.
Als mich meine Frau dabei erwischte, wie ich heulend im Dunkeln durch die Wohnung kroch, mein Zuckerspiegel in den Keller fiel und ich mich übergeben musste, rief Sie den Notarzt und Ruck Zuck war ich im Krankenhaus.
Die Ladung Novalgin wirkte nach 2 Stunden ( Ha, Ha) und ich wollte nach Hause. Aus Sicherheitsgründen behielt man mich da.
Meine Befürchtung, die Nacht betreffend, bewahrheitete sich leider. Es kam absolut heftig. Die Nachtschwester war ziemlich ratlos (der Arzt war auch nicht besser). Die Schmerzmittel, die eigentlich nur nach schweren Operationen gegeben werden, wirkten dann auch in kürzester Zeit. Nach nur 2,5 Stunden und ca. 150 Flurwanderungen hatte ich Ruhe.
Der nächste Tag war dann der Tag der Wahrheit. Eine Neurologin von außerhalb kam ins Krankenhaus und sagte mir auf meinen Kopf einen Clusterkopf zu. Das war es, Volltreffer!!!
Dank meinem HNO habe ich 29 Jahre lang jede Attacke richtig schön genießen können. Da hat der aber jetzt Pech gehabt, denn auf den vollen Genuß kann ich gerne verzichten.
Ich wünsche allen Betroffenen ein schmerzfreies und friedvolles Weihnachtsfest und eine guten Rutsch ins neue Jahr
Peter Maul