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Kurzzeitige Anstrengung als Mittel zur Linderung

Verfasst: Mo 16. Jan 2023, 19:47
von OWeh
Hallo,

ich bin seit mehr als 40 Jahren episodischer Clusterpatient. Verapamil hilft und in der schlimmsten Not Sumatriptan. Ich bin der Überzeugung, dass Triptan auch immer gleich der Auslöser für die nächste Attacke ist. Insoweit ist das für mich keine Lösung und ich versuche unter allen Umständen davon weg zu bleiben. Sauerstoff hat leider kaum Wirkung. In der Regel habe ich 1-2 Jahre Pause zwischen den aktiven Phasen. Da die Nieren bereits angegriffen sind versuche ich seit wenigstens 10 Jahren die aktiven Phasen ohne Tabletten und ohne Triptane zu überstehen. Ich habe schon viel ausprobiert und immer weiter gefeilt.

Aus lauter Verzweiflung habe ich schon vor ca. 25 Jahren angefangen bei den schlimmsten Attacken laufen zu gehen, egal zu welcher Tages-oder Nachtzeit und egal bei welchem Wetter. Das hat am Schmerz nicht viel geändert, aber hat ein Ventil für die unbändige Wut geliefert. Mit der Zeit habe ich nachts das Laufen nach drinnen verlegt und bin einfach auf der Stelle gelaufen. Ich habe dann später festgestellt, dass ich besser gar nicht lange laufe, sondern in einer Zeit von 3-5 Minuten meinen Kreislauf >>wirklich<< maximal belasten muß. Eigentlich solange bis die Luft einfach nicht mehr reicht, also mit <<maximaler>> Intensität in die anaerobe Belastung. Das sieht vielleicht lustig aus, aber ist alle Mal besser als mit wüsten Verrenkungen stundenlang den Himmel zu verfluchen. Dann aufhören und ganz still hinsetzen und den Atem möglichst schnell beruhigen. Die Schmerzen bleiben erstmal. Erst wenn der Kreislauf sich beruhigt hat – also so ca. 5-10 Minuten nach dem „Laufen“ – verschwindet der Schmerz binnen kurzer Zeit.

Manchmal spüre ich ein Kribbeln in den Schmerzregionen am Kopf. Manchmal muß ich das 2-3 Mal/Nacht machen, aber mit etwas Übung kann man danach auch schnell wieder einschlafen. Es funktioniert leider nur in etwa 80-90% der Attacken. Ich mache das auch Tagsüber im Büro. Dazu suche ich mir ein stilles Plätzchen im Keller und tauche nach ca. 15 Minuten wieder am Arbeitsplatz auf. Manchmal muß ich ein zweites Mal „Laufen“. In der ansteigenden aktiven Phase hilft die Methode besser, mit zunehmender Länge der Episode nimmt der Trainingseffekt zu und ich muß länger laufen oder es hilft gar nicht mehr. Dann kommt bei mir Verapamil und ich hoffe, dass es langsam irgendwann besser wird.

Mein Credo ist, dass ich mein Leben niemals dem Clusterkopfschmerz unterordne, sondern andersherum. Ich lasse mich von dem Schmerz nicht kleinkriegen. Ich wollte meine langjährige Erfahrung teilen. Es kostet nix, es hat keine Nebenwirkungen, man kann die Wut rauslassen und es hilft schnell. Der einzige wirkliche Nachteil ist, dass man den inneren Schweinehund überwinden muß, nachts um halb 3 im Schlafanzug die Turnschuhe anzuziehen und in den kalten Keller zu gehen. Das wird aber zunehmend leichter, wenn man merkt, dass es hilft. Vielleicht mag es der/die eine oder andere mal ausprobieren und seine Erfahrungen in diesem Forum teilen.

Gute Besserung an alle Leidensgenossen/innen
OWeh