Ich stelle mich mal vor
Verfasst: Do 6. Jun 2019, 22:53
Hallo, und erstmal danke für das Forum und die Selbsthilfegruppe.
Das lesen und informieren in dem Forum hat mir die letzten Jahre schon öfters geholfen.
Und natürlich auch zu Wissen, das man mit den Kopfschmerzen nicht alleine dasteht.
Ich dachte ich stelle mich (in Bezug auf meine Krankheit) zunächst mal vor.
Ich bin 38 Jahre alt und seit April 2019 habe ich nun die Diagnose episodischen Clusterkopfschmerz.
Zu einer Einschränkung der Lebensqualität ist es allerdings schon vor knapp 5 Jahren geworden.
Dieses Jahr verläuft recht gut was die Kopfschmerzen betrifft, das letzte war dafür mein Höhepunkt mit Episoden einer Gesamtlänge von ca. 5 Monaten.
Inzwischen habe ich mich einigermaßen damit arrangiert, eine Konsequenz ist aber unter anderem das ich schon knapp 2 Jahre länger studiere als ursprünglich geplant (ich verdiene nebenbei meinen Lebensunterhalt).
Wie es dazu kam:
Natürlich möchte ich nicht ausschließen das die Clusterkopfschmerzen rein genetische Ursachen haben, und damit alle Korrelationen Zufall sind.
Ich bin immer noch am rätseln. Gibt es da wissenschaftliche Erkenntnisse?
Dennoch gab es 2 Ereignisse die mir im Bezug auf die Kopfschmerzen aufgefallen sind: Ein gezogener Weisheitszahn und ein Schlüsselbeinbruch.
Nachdem mir ca. 2010 ein Weisheitszahn gezogen wurde sind mir zum ersten mal einseitige Kopfschmerzattacken aufgefallen, die meiner Meinung nach aber eher vom Kiefer herkamen. Eine Knirschschiene hat die Situation dann ein wenig entlastet.
Die Attacken waren recht selten und daher keine Belastung meiner Lebensumstände, irgendwann sind sie sogar wieder fast ganz verschwunden.
Vielleicht waren es keine Clusterkopfschmerzen, aber das Gefühl kommt mir im nachhinein bekannt vor. Und es war die heutige Clusterseite.
Diese Kopfschmerzen hatte ich ausschliesslich tagsüber (wenn ich mich nicht irre).
Dann hatte ich mir im Oktober 2014 wegen einem Fahrradunfall das rechte Schlüsselbein gebrochen. Direkt nach dem Unfall habe ich so etwas wie einen elektrischen Schlag auf der linken Halsseite gespürt (der Clusterseite), aber wahrscheinlich ist dabei nur eine Sehne zurückgesprungen oder so, und das hat nichts mit den Kopfschmerzen zu tun, ich möchte es trotzdem kurz erwähnt haben. Ziemlich unmittelbar nach dem Unfall haben dann regelmäßige Kopfschmerzen eingesetzt. Die ersten Monate war ich mir sicher es ist wegen dem Unfall, und wird mit der Verheilung schon wieder weggehen. Ich habe die nächsten 2 Jahre dann regelmäßig Paracetamol, Ibuprofen und Aspirin gegen die Kopfschmerzen genommen, um irgendwann festzustellen das sie ohne diese Medikamente auch nicht stärker sind. Bzw. mit nicht schwächer.
Von einem Arbeitskollegen der seit ca. 20 Jahren Clusterkopfschmerzen hat wurde ich auf die Idee gebracht, das dies auch bei mir der Fall sein könnte. Anzeichen waren unter anderem deutliche Episoden, Unruhe und Bewegungsdrang bei den hauptsächlich nächtlichen, einseitigen, teilweise sehr heftigen, Attacken.
Also habe ich angefangen in diese Richtung zu recherchieren. Als ich dann nach einer 2 wöchigen Episode auf Naratriptan gestossen bin, war das vorrübergehend eine Erlösung (endlich wieder durchschlafen), jedenfalls das erste Mittel von dem bei mir die Schmerzen wirklich verschwunden sind.
Mit der Diagnose hat es dann noch 2 weitere Jahre gedauert, was auch an mir lag, da ich sehr viel anderes zu tun hatte.
Andererseits muss man auch erstmal auf dem Gebiet kompetente Ärtzte finden.
Die Diagnose habe ich dann von Herr Jansen aus dem Schmerzzentrum Berlin, und ich bin auch in der Neurologie der Charite Berlin bei Frau Siebert gewesen.
Die medikamentöse Versorgung und Betreuung ist also erstmal sichergestellt (bisher "nur" Triptane als Tabletten und Nasenspray), allerdings würde ich sehr gerne mal Sauerstoff ausprobieren, da es mir relativ unschädlich erscheint.
Und bei den Triptanen habe ich inzwischen das Gefühl, das sie auch ihre Nebenwirkungen haben (versuche schon so wenig wie möglich davon zu nehmen), das sie zum Beispiel bei regelmäßiger Einnahme die Stimmung negativ beeinflussen können, da sie ja auch auf den Serotoninhaushalt einwirken. Oder sind es vielleicht einfach nur Überforderung und Übermüdung die während einer Epsode auf die Stimmung drücken können?
Kann es sogar sein das Clusterkopfschmerzen mit einer aus dem Gleichgewicht geratenen Gehirnchemie zusammenhängt?
Ich bin sehr froh das es die Triptane gibt, aber sie sind natürlich nicht mehr das Wundermittel für das ich sie am Anfang hielt.
Eine weiter Methode die ich für mich gegen die Kopfschmerzen gefunden habe ist sehr viele Liegestütze, bis zur Erschöpfung bei offenem Fenster, beim Beginn einer Attacke zu machen.
Manchmal reicht es, bei einer schwachen Attacke, ganz aus, manchmal erhöht es "nur" die Wirksamkeit der Medikamente.
Sauerstoff spielt dabei sicherlich eine Rolle, aber auch der Hormonhaushalt und ein Druckausgleich könnten Faktoren sein (reine Spekulation).
Überraschenderweise habe ich danach im Internet von (wenigen) Leuten gelesen welche die gleiche Methode anwenden.
Lezten Dezember hatte ich sogar die Vermutung durch die Liegestütze eine Episode beendet zu haben. Ich hatte das Gefühl mir die Schulter auf der Clusterseite ausgekugelt zu haben. Das war nach wenigen Tagen wieder gut, und merkwürdiger Weise haben die Kopfschmerzen sofort nach dem Auskugeln stark nachgelassen, bis die 3 monatige Episode ganz zu ende war. Auch dieser zeitliche Zusammenhang kann natürlich wieder Zufall sein.
Mich hat es selbst gewundert.
Seit einem guten Monat trage ich nun eine Prismenbrille wegen Mikrostrabismus / Winkelfehlsichtigkeit.
Zu dem Optiker bin ich wegen meiner Kopfschmerzen gegangen. Obwohl mich mein Hausarzt wenige Monate vorher zur Augenkontrolle wegen der Kopfschmerzen geschickt hat. Bei dieser ersten Untersuchung war alles in Ordnung, es wurde allerdings auch nur jedes Auge für sich untersucht.
Meine Theorie ist, das sich durch ein verkürztes Schlüsselbein oder eine Schonhaltung meine Statik/Symmetrie verändert hat, und sich das auch bis auf die Spannung der Augenmuskulatur auswirken kann. Als kleines Kind habe ich mir auch schon mein anderes Schlüsselbein gebrochen, allerdings ohne spürbare Komplikationen.
Nach einem guten Monat kann ich zu den Auswirkungen der Brille, besonders als Episodiker, natürlich noch keine langfristigen Aussagen machen. Und mir ist bewusst geworden, das dies anscheinend ein umstrittenes Feld ist. Daher würde es mich sehr interessieren ob es andere Erfahrungen und vor allem wissenschaftliche Studien zum Zusammenhang von Sehapparat und Clusterkopfschmerzen / Migräne gibt.
Mein Gefühl ist jedenfalls, das meine verspannten Augenmuskeln zumindest ein weiterer Kopfschmerztrigger gewesen sein könnten.
Die Augenmuskulatur des "Clusterauges" fühlt sich vor allem nach einer Attackennacht mit Brille entspannter an.
Unabhängig davon kann ich wieder binokularer sehen, das heisst beide Augen arbeiten besser zusammen, vorher habe ich oft zwischen beiden Augen gewechselt. Und das sehen an sich ist schärfer / weniger anstrengend, was wiederum den Faktor Streß verringern könnte.
Ich muss dazu sagen das ich schon lange viel vor vielen Bildschirmen arbeite.
Andere Faktoren die bei mir zu Clusterattacken beitragen bzw. Episoden begünstigen können:
- Alkohol (während der Episode)
- Wetterumschwung
- Sauerstoffmangel (stickige Räume)
- Streß (auch einhergehend mit körperlicher Verspannung)
- Schlafmangel
- gestörter Schlafrhytmus (Schichtarbeit)
Jetzt ist es doch eine Zusammenfassung meiner bisherigen Kopfschmerzerfahrung inklusive ein paar Fragen geworden.
Viele Grüße, Jonathan
Das lesen und informieren in dem Forum hat mir die letzten Jahre schon öfters geholfen.
Und natürlich auch zu Wissen, das man mit den Kopfschmerzen nicht alleine dasteht.
Ich dachte ich stelle mich (in Bezug auf meine Krankheit) zunächst mal vor.
Ich bin 38 Jahre alt und seit April 2019 habe ich nun die Diagnose episodischen Clusterkopfschmerz.
Zu einer Einschränkung der Lebensqualität ist es allerdings schon vor knapp 5 Jahren geworden.
Dieses Jahr verläuft recht gut was die Kopfschmerzen betrifft, das letzte war dafür mein Höhepunkt mit Episoden einer Gesamtlänge von ca. 5 Monaten.
Inzwischen habe ich mich einigermaßen damit arrangiert, eine Konsequenz ist aber unter anderem das ich schon knapp 2 Jahre länger studiere als ursprünglich geplant (ich verdiene nebenbei meinen Lebensunterhalt).
Wie es dazu kam:
Natürlich möchte ich nicht ausschließen das die Clusterkopfschmerzen rein genetische Ursachen haben, und damit alle Korrelationen Zufall sind.
Ich bin immer noch am rätseln. Gibt es da wissenschaftliche Erkenntnisse?
Dennoch gab es 2 Ereignisse die mir im Bezug auf die Kopfschmerzen aufgefallen sind: Ein gezogener Weisheitszahn und ein Schlüsselbeinbruch.
Nachdem mir ca. 2010 ein Weisheitszahn gezogen wurde sind mir zum ersten mal einseitige Kopfschmerzattacken aufgefallen, die meiner Meinung nach aber eher vom Kiefer herkamen. Eine Knirschschiene hat die Situation dann ein wenig entlastet.
Die Attacken waren recht selten und daher keine Belastung meiner Lebensumstände, irgendwann sind sie sogar wieder fast ganz verschwunden.
Vielleicht waren es keine Clusterkopfschmerzen, aber das Gefühl kommt mir im nachhinein bekannt vor. Und es war die heutige Clusterseite.
Diese Kopfschmerzen hatte ich ausschliesslich tagsüber (wenn ich mich nicht irre).
Dann hatte ich mir im Oktober 2014 wegen einem Fahrradunfall das rechte Schlüsselbein gebrochen. Direkt nach dem Unfall habe ich so etwas wie einen elektrischen Schlag auf der linken Halsseite gespürt (der Clusterseite), aber wahrscheinlich ist dabei nur eine Sehne zurückgesprungen oder so, und das hat nichts mit den Kopfschmerzen zu tun, ich möchte es trotzdem kurz erwähnt haben. Ziemlich unmittelbar nach dem Unfall haben dann regelmäßige Kopfschmerzen eingesetzt. Die ersten Monate war ich mir sicher es ist wegen dem Unfall, und wird mit der Verheilung schon wieder weggehen. Ich habe die nächsten 2 Jahre dann regelmäßig Paracetamol, Ibuprofen und Aspirin gegen die Kopfschmerzen genommen, um irgendwann festzustellen das sie ohne diese Medikamente auch nicht stärker sind. Bzw. mit nicht schwächer.
Von einem Arbeitskollegen der seit ca. 20 Jahren Clusterkopfschmerzen hat wurde ich auf die Idee gebracht, das dies auch bei mir der Fall sein könnte. Anzeichen waren unter anderem deutliche Episoden, Unruhe und Bewegungsdrang bei den hauptsächlich nächtlichen, einseitigen, teilweise sehr heftigen, Attacken.
Also habe ich angefangen in diese Richtung zu recherchieren. Als ich dann nach einer 2 wöchigen Episode auf Naratriptan gestossen bin, war das vorrübergehend eine Erlösung (endlich wieder durchschlafen), jedenfalls das erste Mittel von dem bei mir die Schmerzen wirklich verschwunden sind.
Mit der Diagnose hat es dann noch 2 weitere Jahre gedauert, was auch an mir lag, da ich sehr viel anderes zu tun hatte.
Andererseits muss man auch erstmal auf dem Gebiet kompetente Ärtzte finden.
Die Diagnose habe ich dann von Herr Jansen aus dem Schmerzzentrum Berlin, und ich bin auch in der Neurologie der Charite Berlin bei Frau Siebert gewesen.
Die medikamentöse Versorgung und Betreuung ist also erstmal sichergestellt (bisher "nur" Triptane als Tabletten und Nasenspray), allerdings würde ich sehr gerne mal Sauerstoff ausprobieren, da es mir relativ unschädlich erscheint.
Und bei den Triptanen habe ich inzwischen das Gefühl, das sie auch ihre Nebenwirkungen haben (versuche schon so wenig wie möglich davon zu nehmen), das sie zum Beispiel bei regelmäßiger Einnahme die Stimmung negativ beeinflussen können, da sie ja auch auf den Serotoninhaushalt einwirken. Oder sind es vielleicht einfach nur Überforderung und Übermüdung die während einer Epsode auf die Stimmung drücken können?
Kann es sogar sein das Clusterkopfschmerzen mit einer aus dem Gleichgewicht geratenen Gehirnchemie zusammenhängt?
Ich bin sehr froh das es die Triptane gibt, aber sie sind natürlich nicht mehr das Wundermittel für das ich sie am Anfang hielt.
Eine weiter Methode die ich für mich gegen die Kopfschmerzen gefunden habe ist sehr viele Liegestütze, bis zur Erschöpfung bei offenem Fenster, beim Beginn einer Attacke zu machen.
Manchmal reicht es, bei einer schwachen Attacke, ganz aus, manchmal erhöht es "nur" die Wirksamkeit der Medikamente.
Sauerstoff spielt dabei sicherlich eine Rolle, aber auch der Hormonhaushalt und ein Druckausgleich könnten Faktoren sein (reine Spekulation).
Überraschenderweise habe ich danach im Internet von (wenigen) Leuten gelesen welche die gleiche Methode anwenden.
Lezten Dezember hatte ich sogar die Vermutung durch die Liegestütze eine Episode beendet zu haben. Ich hatte das Gefühl mir die Schulter auf der Clusterseite ausgekugelt zu haben. Das war nach wenigen Tagen wieder gut, und merkwürdiger Weise haben die Kopfschmerzen sofort nach dem Auskugeln stark nachgelassen, bis die 3 monatige Episode ganz zu ende war. Auch dieser zeitliche Zusammenhang kann natürlich wieder Zufall sein.
Mich hat es selbst gewundert.
Seit einem guten Monat trage ich nun eine Prismenbrille wegen Mikrostrabismus / Winkelfehlsichtigkeit.
Zu dem Optiker bin ich wegen meiner Kopfschmerzen gegangen. Obwohl mich mein Hausarzt wenige Monate vorher zur Augenkontrolle wegen der Kopfschmerzen geschickt hat. Bei dieser ersten Untersuchung war alles in Ordnung, es wurde allerdings auch nur jedes Auge für sich untersucht.
Meine Theorie ist, das sich durch ein verkürztes Schlüsselbein oder eine Schonhaltung meine Statik/Symmetrie verändert hat, und sich das auch bis auf die Spannung der Augenmuskulatur auswirken kann. Als kleines Kind habe ich mir auch schon mein anderes Schlüsselbein gebrochen, allerdings ohne spürbare Komplikationen.
Nach einem guten Monat kann ich zu den Auswirkungen der Brille, besonders als Episodiker, natürlich noch keine langfristigen Aussagen machen. Und mir ist bewusst geworden, das dies anscheinend ein umstrittenes Feld ist. Daher würde es mich sehr interessieren ob es andere Erfahrungen und vor allem wissenschaftliche Studien zum Zusammenhang von Sehapparat und Clusterkopfschmerzen / Migräne gibt.
Mein Gefühl ist jedenfalls, das meine verspannten Augenmuskeln zumindest ein weiterer Kopfschmerztrigger gewesen sein könnten.
Die Augenmuskulatur des "Clusterauges" fühlt sich vor allem nach einer Attackennacht mit Brille entspannter an.
Unabhängig davon kann ich wieder binokularer sehen, das heisst beide Augen arbeiten besser zusammen, vorher habe ich oft zwischen beiden Augen gewechselt. Und das sehen an sich ist schärfer / weniger anstrengend, was wiederum den Faktor Streß verringern könnte.
Ich muss dazu sagen das ich schon lange viel vor vielen Bildschirmen arbeite.
Andere Faktoren die bei mir zu Clusterattacken beitragen bzw. Episoden begünstigen können:
- Alkohol (während der Episode)
- Wetterumschwung
- Sauerstoffmangel (stickige Räume)
- Streß (auch einhergehend mit körperlicher Verspannung)
- Schlafmangel
- gestörter Schlafrhytmus (Schichtarbeit)
Jetzt ist es doch eine Zusammenfassung meiner bisherigen Kopfschmerzerfahrung inklusive ein paar Fragen geworden.
Viele Grüße, Jonathan