Hallo Wochenblick,
danke für Deine Antwort und Dein Willkommen.
Seit ein paar Stunden geht es (wohl dank Ascotop Nasal) ganz gut.
Gerne geb ich Dir (und wer noch mitlesen mag) mehr Infos - ich hab mich erstmal zurückgehalten mit Details in meiner ersten Nachricht... wollte mich erstmal ranschnuppern und auch niemanden mit zuviel Input auf einmal erschlagen. Diese Nachricht wird also deutlich länger...
Vorab: Für mich persönlich ist nur ein gradueller Unterschied zwischen "Migräne + Cluster" und Clustermigräne. Zumindest kann ich die beiden Schmerzarten/Schmerzphasen bei mir nur manchmal klar unterscheiden. Oft ist es eben auch wie ein Gemisch.
Ich beschreibs mal chronologisch von hinten:
Symptome: Chronisch ist bei mir das Gemisch aus verschiedenen Symptomen unterschiedlicher Diagnosen: Seit einem halben Jahr:
Täglich ca. 3-16 Schmerzstunden (überwiegend morgens, vormittags und abends). Von Stufe 1-9 (11 wäre "aus dem Fenster springen"). Die Schmerzen sind zu 97% links, mal ums Auge (dann meist heftiger), mal sonstwo links (dann öfter weniger heftig bis leicht). Schmerzdauer 10 Minuten (nur wenn Sauerstoff hilft) bis 16 Stunden. 1-6 Schmerzwellen/24 Stunden. Kein einschießender Schmerz, sehr unterschiedlich schnell ansteigend. Im Schmerz teils eher Ruhebedürfnis, teils wirds schlimmer bei Ruhe. Aber kein Bewegungsdrang. Nur 2 "halbe" autonome Clustersymptome und auch nur manchmal: 1. Bedürfnis, das linke Auge kleiner zu halten (sieht man aber wohl kaum) und 2. etwas geschwollenere Nase, auch nur manchmal. Manchmal Licht- und oft Geräuschempfindlichkeit (je heftiger, desto eher). Einige wenige Auren pro Jahr. Keine Übelkeit. Bin kein Raucher ,aber in früher Kindheit wurde viel geraucht zuhause. "Episoden" habe ich höchstens im Sinne von ab und zu 2-5 bessere Tage und dann wieder 3-12 üble Tage.
Therapie: Unwirksam: CGRP-Antikörper, Botox, Amitriptylin, ß-Blocker. Entspannung, weniger Stress, Psychotherapie. Wirksam: Cortison, Triptane, Koffein (manchmal), Sauerstoff (öfter), evtl. Lyrica + Candesartan als Prophylaxe (teste ich aktuell). Verapamil wirkte eher nicht, aber vielleicht zu früh abgesetzt.
Die Wende: Vor einem halben Jahr war ich in der Schmerzklinik Berlin. Dort erst entstand zunächst die Arbeitshypothese "Cluster" (nach vielen Jahren "Chronische Migräne"-Diagnose), dann Cluster-Migräne-Overlap-Syndrom. Seither Sauerstoff, Koffein und Ascotop akut sowie als Prophylaxe: Candesartan, Lyrika und (endlich mit gutem Gewissen:) 1 x Naratriptan oder Ascotop abends (nachdem ich früher als "Migräniker" wegen des hohen Triptankonsums u.a. von einem Doc als Verbrecher gebrandmarkt wurde). Das revolutionär Neue ist der Sauerstoff und dass er öfter hilft. Allerdings habe ich das Gefühl, dass dafür häufiger als früher neue Schmerzwellen kommen. Es geht mir insgesamt besser, da die Nächte zumindest bis früh morgens oft schmerzfrei sind und die Schmerzintensität durchschnittlich 1-2 Stufen runter ist.
Die Jahre vor dieser Schmerzklinik hatte ich ca. 5-20 Schmerzstunden täglich/nächtlich von Schmerzstufe 1-10. Damals hatte ich mindestens eine Schmerzphase nachts, was mir die Nächte völlig zerschoss.
Weitere Diagmose-Optionen: Als alles begann 2009, war es vor allem ein nächtlicher Schmerz, nach dem ich fast die Uhr stellen konnte - das spräche wiederum für "Hypnic Headache".
Heute würde ich auch Anteile von "Hemicrania Continua" nicht ausschließen wollen (passt auch nicht völlig, würde aber die vielen Schmerz-Stunden besser erklären können).
Und auch "faziale Migräne" klingt nicht weit entfernt (hier ist ja der Schmerz auch unter dem Auge).
Das Leben mit der falschen/ungenügenden Diagnose: In den 8-9 Jahren Schmerz habe ich mich in der Diagnose "Chronische Migräne" nie ganz zuhause gefühlt. Es fehlte was und es passte auch nur teils. Auch, weil einige typische Prophylaxen nicht wirkten. Und keine Übelkeit. Und bei Ruhe teils Schmerzverstärkung. Und teils so starke (und auch lange Stunden andauernde und häufige) Schmerzen, dass Suizid phasenweise ein Thema wurde (seit der Klinik deutlich besser).
"Cluster" passte aber eben auch nur teils (hatte ich selbst oft überlegt, dann aber eher immer wieder verworfen. Die Ärzte sahen gar keinen "Cluster" bei mir bis 2017). Und so ist "Clustermigräne" die Antwort auf viele meiner jahrelangen Fragen. Außenstehende könnten ja vermuten, dass Diagnosen nicht so wichtig wären. Aber wer jahrelang von zahllosen Ärzten mit der Fehldiagnose "reine chronische Migräne" festgetackert wurde, weiß, was das für konkrete Auswirkungen hat: Natürlich Fehlbehandlung (auch in Kiel!), aber eben auch Psychosomatisierungs-"Gewalt", der ständige Druck, bloß nicht zuviel Triptane zu nehmen (die wirkten immer am besten!), immer neue Forderungen nach Triptan-Entzug, obwohl ich längst wusste, dass so viele Migräne-Prophylaktika bisher nicht wirkten und ich in sofern keinen Hoffnungsschimmer in einem erneuten Entzug sah. Ich selbst spürte, dass es da eine andere Wahrheit geben musste, aber kein Arzt wollte mit mir forschen (die Heilpraktiker hatten ihre ganz eigenen meist völlig unpassenden Ideen oder Heilsversprechen und von Cluster natürlich sowieso null Ahnung)... ich fühlte mich von Gott und dieser Welt völlig verlassen.
Deinen Satz, dass man bei Clustermigräne schnell wieder in der Migräneecke landen kann, fand ich insofern treffend und hilfreich. Viellleicht nenne ich es zukünftig bei Halbwissenden z.B. eher "seltene Clustervariante" und wer dann nachfragt, kriegt mehr Infos.
Ja... Die unterschiedlichen Begriffe lösen so viel Unterschiedliches aus - und das hat vor allem ernste Folgen!
Vermutlich bin ich hier auch nicht der einzige, der den Begriff "Kopfschmerz" eher meidet wie die Pest...
Nun denn, Wochenblick: Unterscheidet sich die Therapie bei uns beiden? Wie ist es bei Dir?
Spannend, dass Du auch beide Aspekte in Dir trägst.
Freu mich, von Dir und auch von anderen zu hören.
Liebe Grüße
Clustermigräne
P.S.: Hinweis an die Forums-Technik: Als ich diese Nachricht abschicken wollte, musste ich mich neu anmelden und dann war der Text weg... zum Glück hatte ich extra abgespeichert!