Archiv hat geschrieben: ↑Mi 11. Apr 2018, 11:29
Archiv hat geschrieben: ↑Mi 11. Apr 2018, 11:29
Hallo Zusammen
Ich habe eine kurze Frage. Ich leide seit ca. 2 Jahren an episodischem Cluster. Zuzeit sind meine Attacken täglich. Wann immer mir es möglich ist versuche ich bei der Arbeit nicht zu fehlen. Leider gelingt mir das nicht immer. Meine Arbeitskollegen verstehen meine Abwesenheit nicht resp. nicht mehr, da man mir an besseren Tagen ja nichts ansieht. Einige sind der Meinung, dass ich mir auf Kosten des Arbeitgebers einfach ein paar Tage frei gönne!
Wie handhabt ihr das? Sind eure Kollen verständnisvoller?
Lg Nicole
Hallo Nicole,
aus eigenen Erfahrungen wird einem leider immer wieder Unverständnis im Bezug auf diese Erkrankung entgegen gebracht. Ich hab einen weiteren Job im März diesen Jahres wegen diesem "Problem" verloren. Um eine Beweislage dafür zu schaffen bin ich in einer Periode- sofern mir das möglich war, am Arbeitsplatz erschienen... Es wurde seitens Kollegen zwar gesehen das man quasi mit nichts beschäftigt werden konnte und für diesen Tag nach Hause geschickt wird, aber andererseits gibt es dann immer wieder diese "Ar...löcher" die sowas als Simulation hinstellen.
Es ist immer wichtig das man das mit der Chefetage bespricht- im besten Fall hast du bereits einen anerkannten GdB von mindestens 30%. Damit kann man sich schon Gleichstellen lassen mit Menschen mit Behinderung. Zumindest ist das in Deutschland so. Das wirkt sich für dich auf dein Arbeitsverhältnis entsprechend aus. Bei mir kams leider zu spät.
So makaber das vielleicht klingen mag, versuche mal mit einer Attacke auf Arbeit zu erscheinen, dann wird auch deine Kollegschaft feststellen das das sicher alles andere als eine Simulation ist.
Eine lange schmerzfreie Zeit gewünscht...
LG
Thomas
Hallo Nicole,
ich kann meinem Vorredner nur zustimmen was die Beantragung des GdB angeht. (!!)
Abgesehen davin gibt es zwei Szenarien:
1) man kommuniziert offen am Arbeitsplatz oder
2) man verschweigt es, dann aber auch konsequent
Ich kann nicht pauschal für eines davon plädieren und bin überzeugt, dass es stark vom Arbeitgeber und dem Kollegenumfeld sowie dem Job abhängt.
Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich nur berichten, dass es bereits sehr schwierig ist, bei Familie und Freunden Verständnis für die Erkrankung zu gewinnen.
Im Arbeitsumfeld rate ich, nicht mit Verständnis zu rechnen. Die Enttäuschung ist dann nur umzu größer. Nicht, dass wir mit dem Cluster nicht schon genug leiden würden, dann noch als Simulant abgestempelt zu werden, das ist wirklich hart und so extrem unfair!
Im Arbeitsumfeld kann mein kein Verständnis erwarten - ABER: Man kann es einfordern!! Und das rate ich Dir an dieser Stelle: hoffe nicht auf Mitgefühl - die wenigsten Menschen können etwas nachenpfinden, das sie nicht selber erlebt haben. Aber stehe zu selbstbewußt dazu, wie tapfer Du mit Deiner Erkrankung umgehst. Sei stoz darauf, dass Du noch am Arbeitsleben teilnimmst und erhalte Dir dies, indem Du Dich schützt. Wie?
Ganz wichtig: beantrage die Anerkennung einer Behinderung. Dabei hilft der CSG (Ansprechpartner ist Herr Teerhag, dem ich selber nur danken kann), gerne kannst Du Dich an mich wenden, für den persönlichen Erfahrungsaustausch.
Mit einem GdB in der Hand (vorher auch mit Hilfe von ärztlichen Attesten und dem Betriebsarzt, wenn es den gibt) würde ich z.B. die Platzierung von Sauerstoffflaschen am Arbeitplatz zur Akutbehandlung durchsetzen. Du kannst darauf bestehen, dass Du einen Raum benötigst, um im Akutfall in geschützer Umgebung diese anzuwenden ohne dass Dir jeder dabei zugucken kann.
Wenn Du einen Grad der Behinderung (GdB) zugeschrieben bekommst, hilft das Versorgungsamt auch dabei, Lösungen zu finden. So wurde meinem ehemaligen Arbeitgeber einst angeboten, dass der Dienstausfall durch die Behandlung meiner Attacken vom Versorgungsamt ausgeglichen wird (dabei ging es um 1-2 Stunden täglich, also nicht irrelevant für den Arbeitgeber).
Das Mitgefühl der Kollegen ist eine Sache, Deine Rechte einzuräumen und durchzusetzen eine andere. Aber ich denke, wenn letzteres passiert, werden die Kollegen auch eher sehen, dass Du eine erntzunehmende und schlimme Erkrankung hast.
ich drücke die Daumen und hoffe inständig, dass Du die Situation meisterst.
Ich glaube, die Mobbing-Rate unter uns Cluster-Patienten ist besonders hoch und es sehr wichtig, dass wir hier zusammehalten und uns den Rücken stärken!
Ganz herzliche Grüße,
Mina