Im Trend: Psychosomatische Reha
Wieder vermehrt wird Clusterpatienten der Aufenthalt in einer psychosomatischen
Klinik empfohlen. Ob Hausärzte, Neurologen oder nicht auf Schmerz spezialisierte Psychologen, alle sind sie mit den scheinbar psychischen Aspekten der Krankheit
Überfordert und meinen in einer solchen Reha würden die Leute die Ruhe bekommen, die sie brauchen, mal eine Pause und sie würden lernen weniger aggressiv zu werden (das nennt sich dann „lernen mit dem Schmerz umzugehen“)
Clusterkopfschmerzen sind die stärksten Schmerzen, die ein Mensch haben kann.
Was heisst das? Es heisst, es fühlt sich genauso an, als ob einem jemand tatsächlich ein Messer ins Auge gerammt hätte.
Hätten wir ein Messer im Auge, würden wir auf dem Notfall landen, das Messer entfernt, der Schmerz behandelt, auch wenn dieser noch ein paar Tage anhalten dürfte, Problem gelöst.
Bei Cluster ist das Messer nur ein Bild, das wir uns vom Schmerz machen. Oder genauer gesagt, unser Gehirn macht das. Wir machen das nicht bewusst. Alle Menschen beschreiben Schmerzen als stechend, bohrend oder drückend. Sie beschreiben damit Eindrücke von Verletzungen. Unser Gehirn kann nicht zwischen realer und nicht realer Verletzung unterscheiden.
Das irritiert uns. Denn wir sind es gewohnt, dass etwas, das eine Wirkung hat auch eine Ursache hat. Schmerz, der sich anfühlt, wie eine Verletzung aber nicht auf einer
Verletzung beruht, macht uns Angst. Mehr Angst als eine wirkliche Wunde.
Man kann es nicht einordnen und hat daher keine Kontrolle darüber.
Kommen wir zurück auf unser Beispiel.
Niemandem würde einfallen, jemandem mit einem Messer im Auge, auf eine psychosomatische Abteilung zu schicken und ihm sagen, er soll lernen mit dem Schmerz zu leben.
Zugegeben es ist etwas krass. Und der Unterschied ist ja auch, dass ein Messer im Auge, lebensgefährlich und eine reale Schädigung darstellt.
Aber wieso wird bei starken akut auftretenden Schmerzen mit demselben Schmerzlevel so anders behandelt bzw. reagiert.
Dazu sei anzufügen, dass Cluster rein somatisch, also rein körperlich ist. Die Psyche beeinflusst weder Attackenfrequenz noch Stärke. Rein objektiv und inzwischen ist es Dank Neuroökonomie und neuer Bildgebender Verfahren möglich, aufzuzeigen, wie stark das Gehirn auf welche Reize wirkt.
Schmerz ist ein Reiz. Unabhängig davon woher er kommt, das Gehirn reagiert chemisch immer genau mit den gleichen Abläufen.
Nur Cluster (und die anderen TAK) verursachen akut derart heftige Schmerzen, wie sie bei einer realen Verletzung auch der Fall wären.
Dazu kommt, dass Cluster nicht auf herkömmliche Schmerz- und auch nicht auf Betäubungsmittel anspricht.
Das verwirt diejenigen die behandeln müssen. Behandelt wird Cluster von Neurologen, nicht von Notfallärzten. Also nicht von Medizinern, die täglich mit schweren sichtbaren Verletzungen zu tun haben.
Deswegen wird im Grundsatz schon ganz anders behandelt als es auf der Notfall- oder Unfallstation gemacht wird. Nachhaltig und nicht akut steht in der Neurologie im Vordergrund. Ebenso die Suche nach der Ursache.
Auf Notfall- und Unfallstationen braucht man wahrscheinlich ein gutes Nervenkostüm und ist sich um sich schlagenden schreiende Menschen eher gewohnt, als auf einer medizinischen Abteilung, wo die Menschen von ihrem Schmerz erzählen.
2 Wochen Neurologie und 2 Wochen jeden Tag akut unbehandelbare CPH-Schübe von jeweils einer halben Stunde und jede Schwester und jeder Pfleger auf der Station ging auf dem Zahnfleisch.
Schmerz wird als Angriff von unserem Gehirn wahrgenommen und es reagiert u.a. mit Gegenangriff darauf. Clusterpatienten verletzen sich selbst. Sie schlagen die Stelle, wo es weh tut. Sie schlagen unbewusst, instinktiv zurück. Oder sie kratzen es weg.
Gestern habe ich vergessen eine Attacke zu kupieren. Ich tat es in Gedanken, aber nicht in der Realität. Ich verdrängte wie gewohnt den Schmerz und nahm nicht wahr, dass ich zitterte und aufgeputscht wirkte. Bis meine Pediküre fragte, auf was ich drauf sei. Vollgepumpt mit Adrenalin, ausgeschüttet von meinem Körper, Selfmadedoping gewissermassen. Nur dass ich nicht auf einer Radtour war und eigentlich meine Füsse ruhig halten sollte.
Meine Pediküre weiss, dass ich Cluster habe, eine fremde Person hätte gedacht, ich sei auf Aufputschmitteln.
Vor Jahren so in den Notfall, noch schreiend und stöhnend und schon hiess es dann, aggressive Patientin. Patienten, die nicht der Norm entsprechend und bei uns sind die Migräniker die Norm. Die tigern nicht herum, die reden nicht schnell und hastig, wirken nicht so aufgedreht und so aggressiv. Also Patienten, die nicht der Norm entsprechend, werden in die Psychiatrie geschickt.
Nur dummerweise wollte mich die Psychiatrie damals nicht. Die kennen ihren Patiententypen besser als die Somatiker.
Es überfordert die meisten Aerzte, ob Hausärzte oder Neurologen. Es gibt wenige Ausnahmen, die so viele Patienten erlebt haben, die Cluster haben und aggressiv sind (auch hier gibt es Ausnahmen), dass sie wissen, es gehört zum Krankheitsbild.
Psychotherapeuten, Psychologen hingegen sind in der Regel schon von Anfang überfordert oder sehen eine Krankheit, die in ihre Fachrichtung geht und schon bekommt man die gut gemeinte, aber völlig nutzlose Empfehlung sich psychosomatisch behandeln zu lassen. Zu lernen, mit dem Schmerz umzugehen.
Was eigentlich nichts anderes heisst, als mit den Auswirkungen des Schmerzes, Aggressionen z.B. so umgehen zu lernen, damit die anderen kein Problem damit haben.
Reflexe und diese Aggression, lautere Stimme, gehässigerer Tonfall, bis zum Abwehren, wenn man angefasst wird, sind Reflexe, kann man nicht kontrollieren.
Entziehen sich unserer Willenskraft.
Das reibt dann Psychosomatiker ebenso auf, wie es den Frust fördert, wenn so 4 Wochen in einer psychosomatischen Klinik mit Rückentraining und Körbe flechten und Gruppengesprächen, Entspannungsübungen und kalten Umschlägen nichts aber auch gar nichts bringen, ausser dass der Aggressionspegel noch aus ganz anderen Gründen steigt.
Empfehlungen für stationäre Aufenthalte egal welcher Art, wenn sie nicht direkt mit der Schmerzbehandlung an sich, Eingriffen oder Schlaflabor zu tun haben, dienen lediglich der Entlastung derjenigen, die sie empfohlen haben. Sie sind ein Zeichen von mangelndem Wissen über Cluster und akute Schmerzen und meist nur ein Ausdruck von Ueberforderung. Da wäre es besser zu sagen: „Ich kann Ihnen nicht helfen.“
brigitte obrist
Psychosomatik im Trend
Re: Psychosomatik im Trend
Liebe Brigitte,Archiv hat geschrieben: ↑Fr 23. Feb 2018, 19:31 Im Trend: Psychosomatische Reha
Wieder vermehrt wird Clusterpatienten der Aufenthalt in einer psychosomatischen
Klinik empfohlen. Ob Hausärzte, Neurologen oder nicht auf Schmerz spezialisierte Psychologen, alle sind sie mit den scheinbar psychischen Aspekten der Krankheit
Überfordert und meinen in einer solchen Reha würden die Leute die Ruhe bekommen, die sie brauchen, mal eine Pause und sie würden lernen weniger aggressiv zu werden (das nennt sich dann „lernen mit dem Schmerz umzugehen“)
Clusterkopfschmerzen sind die stärksten Schmerzen, die ein Mensch haben kann.
Was heisst das? Es heisst, es fühlt sich genauso an, als ob einem jemand tatsächlich ein Messer ins Auge gerammt hätte.
Hätten wir ein Messer im Auge, würden wir auf dem Notfall landen, das Messer entfernt, der Schmerz behandelt, auch wenn dieser noch ein paar Tage anhalten dürfte, Problem gelöst.
Bei Cluster ist das Messer nur ein Bild, das wir uns vom Schmerz machen. Oder genauer gesagt, unser Gehirn macht das. Wir machen das nicht bewusst. Alle Menschen beschreiben Schmerzen als stechend, bohrend oder drückend. Sie beschreiben damit Eindrücke von Verletzungen. Unser Gehirn kann nicht zwischen realer und nicht realer Verletzung unterscheiden.
Das irritiert uns. Denn wir sind es gewohnt, dass etwas, das eine Wirkung hat auch eine Ursache hat. Schmerz, der sich anfühlt, wie eine Verletzung aber nicht auf einer
Verletzung beruht, macht uns Angst. Mehr Angst als eine wirkliche Wunde.
Man kann es nicht einordnen und hat daher keine Kontrolle darüber.
Kommen wir zurück auf unser Beispiel.
Niemandem würde einfallen, jemandem mit einem Messer im Auge, auf eine psychosomatische Abteilung zu schicken und ihm sagen, er soll lernen mit dem Schmerz zu leben.
Zugegeben es ist etwas krass. Und der Unterschied ist ja auch, dass ein Messer im Auge, lebensgefährlich und eine reale Schädigung darstellt.
Aber wieso wird bei starken akut auftretenden Schmerzen mit demselben Schmerzlevel so anders behandelt bzw. reagiert.
Dazu sei anzufügen, dass Cluster rein somatisch, also rein körperlich ist. Die Psyche beeinflusst weder Attackenfrequenz noch Stärke. Rein objektiv und inzwischen ist es Dank Neuroökonomie und neuer Bildgebender Verfahren möglich, aufzuzeigen, wie stark das Gehirn auf welche Reize wirkt.
Schmerz ist ein Reiz. Unabhängig davon woher er kommt, das Gehirn reagiert chemisch immer genau mit den gleichen Abläufen.
Nur Cluster (und die anderen TAK) verursachen akut derart heftige Schmerzen, wie sie bei einer realen Verletzung auch der Fall wären.
Dazu kommt, dass Cluster nicht auf herkömmliche Schmerz- und auch nicht auf Betäubungsmittel anspricht.
Das verwirt diejenigen die behandeln müssen. Behandelt wird Cluster von Neurologen, nicht von Notfallärzten. Also nicht von Medizinern, die täglich mit schweren sichtbaren Verletzungen zu tun haben.
Deswegen wird im Grundsatz schon ganz anders behandelt als es auf der Notfall- oder Unfallstation gemacht wird. Nachhaltig und nicht akut steht in der Neurologie im Vordergrund. Ebenso die Suche nach der Ursache.
Auf Notfall- und Unfallstationen braucht man wahrscheinlich ein gutes Nervenkostüm und ist sich um sich schlagenden schreiende Menschen eher gewohnt, als auf einer medizinischen Abteilung, wo die Menschen von ihrem Schmerz erzählen.
2 Wochen Neurologie und 2 Wochen jeden Tag akut unbehandelbare CPH-Schübe von jeweils einer halben Stunde und jede Schwester und jeder Pfleger auf der Station ging auf dem Zahnfleisch.
Schmerz wird als Angriff von unserem Gehirn wahrgenommen und es reagiert u.a. mit Gegenangriff darauf. Clusterpatienten verletzen sich selbst. Sie schlagen die Stelle, wo es weh tut. Sie schlagen unbewusst, instinktiv zurück. Oder sie kratzen es weg.
Gestern habe ich vergessen eine Attacke zu kupieren. Ich tat es in Gedanken, aber nicht in der Realität. Ich verdrängte wie gewohnt den Schmerz und nahm nicht wahr, dass ich zitterte und aufgeputscht wirkte. Bis meine Pediküre fragte, auf was ich drauf sei. Vollgepumpt mit Adrenalin, ausgeschüttet von meinem Körper, Selfmadedoping gewissermassen. Nur dass ich nicht auf einer Radtour war und eigentlich meine Füsse ruhig halten sollte.
Meine Pediküre weiss, dass ich Cluster habe, eine fremde Person hätte gedacht, ich sei auf Aufputschmitteln.
Vor Jahren so in den Notfall, noch schreiend und stöhnend und schon hiess es dann, aggressive Patientin. Patienten, die nicht der Norm entsprechend und bei uns sind die Migräniker die Norm. Die tigern nicht herum, die reden nicht schnell und hastig, wirken nicht so aufgedreht und so aggressiv. Also Patienten, die nicht der Norm entsprechend, werden in die Psychiatrie geschickt.
Nur dummerweise wollte mich die Psychiatrie damals nicht. Die kennen ihren Patiententypen besser als die Somatiker.
Es überfordert die meisten Aerzte, ob Hausärzte oder Neurologen. Es gibt wenige Ausnahmen, die so viele Patienten erlebt haben, die Cluster haben und aggressiv sind (auch hier gibt es Ausnahmen), dass sie wissen, es gehört zum Krankheitsbild.
Psychotherapeuten, Psychologen hingegen sind in der Regel schon von Anfang überfordert oder sehen eine Krankheit, die in ihre Fachrichtung geht und schon bekommt man die gut gemeinte, aber völlig nutzlose Empfehlung sich psychosomatisch behandeln zu lassen. Zu lernen, mit dem Schmerz umzugehen.
Was eigentlich nichts anderes heisst, als mit den Auswirkungen des Schmerzes, Aggressionen z.B. so umgehen zu lernen, damit die anderen kein Problem damit haben.
Reflexe und diese Aggression, lautere Stimme, gehässigerer Tonfall, bis zum Abwehren, wenn man angefasst wird, sind Reflexe, kann man nicht kontrollieren.
Entziehen sich unserer Willenskraft.
Das reibt dann Psychosomatiker ebenso auf, wie es den Frust fördert, wenn so 4 Wochen in einer psychosomatischen Klinik mit Rückentraining und Körbe flechten und Gruppengesprächen, Entspannungsübungen und kalten Umschlägen nichts aber auch gar nichts bringen, ausser dass der Aggressionspegel noch aus ganz anderen Gründen steigt.
Empfehlungen für stationäre Aufenthalte egal welcher Art, wenn sie nicht direkt mit der Schmerzbehandlung an sich, Eingriffen oder Schlaflabor zu tun haben, dienen lediglich der Entlastung derjenigen, die sie empfohlen haben. Sie sind ein Zeichen von mangelndem Wissen über Cluster und akute Schmerzen und meist nur ein Ausdruck von Ueberforderung. Da wäre es besser zu sagen: „Ich kann Ihnen nicht helfen.“
brigitte obrist
meine Erfahrung mit der Medizin ist:
Die Medizin kann meist nicht mit Schmerzpatienten umgehen. Es gibt leider nur wenige Ausnahmen. Der Patient bleibt auf der Strecke.
LG Dieter aus Aachen