Aus der Sicht einer Angehörigen

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Archiv
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Aus der Sicht einer Angehörigen

Beitrag von Archiv »

Seit nun 18 Jahren leidet mein Vater an Clusterkopfschmerzen. Allerdings wurde diese Art von Kopfschmerz bei ihm erst nach ca.9 Jahren festgestellt.
Zu dieser Zeit arbeitete er noch in einer großen Firma, hatte eine feste Stelle als Einrichter. Papa war unter anderem zuständig für die Arbeitseinteilung, Arbeitsvorbereitung und die Maschineneinstellungen. Er arbeitete in 2 Schichten, was natürlich mit Stress verbunden war. Er hat auch dementsprechend gut verdient.

Immer öfter bekam er auch während seiner Arbeitszeit starke Kopfschmerzen. Sein Meister stempelte ihn nach ‘ner Zeit schon als Simulant ab. Er soll sich doch ein paar Aspirin einwerfen und dann würde das schon alles gehen...
Irgendwann war er absolut nicht mehr in der Lage seine Aufgabe als Einrichter sorgfältig zu tätigen und wurde nach langer Cluster-Krankheit von heute auf morgen gekündigt. NACH 20 JAHREN ! ! !

Ich bekam oft Papas Attacken mit. Er ist dann immer ein ganz anderer Mensch. Sein linkes Auge wird rot, fängt an zu tränen. In dieser Zeit zieht er sich zurück. Ich kann mich daran erinnern, daß ich mit etwa 6 Jahren, ihn dabei beobachtet habe, wie er mit seinen Fäusten gegen die Wohnzimmerwand schlug. Heute weiß ich, daß er dieses tat, um nicht mehr den Kopfschmerz zu spüren, ihn mit dem anderen Schmerz zu überspielen. Natürlich weiß mein Vater nicht, dass ich ihn dabei gesehen hab. Es wäre ihm zu peinlich.

Leider Gottes leidet auch unser Familienleben darunter. Wir unternehmen nur noch sehr selten etwas miteinander, im Urlaub waren wir auch noch nie zusammen und von seinen Freunden zieht er sich auch zurück! Soziale Vereinsamung...

Vor ein paar Jahren bekam er TRAMAL Tropfen verschrieben, welche eigentlich zur Schmerzbekämpfung dienen sollten. Hat aber nicht geholfen. Dann ging es weiter mit NOVAMIN Tropfen. Diese nahm er, wenn er merkte, dass er gleich wieder eine Attacke bekommt, Flaschenweise...

Es tut weh, wenn ich Papa so leiden sehe. Fühl mich total hilflos. Verzweiflung steigt in mir auf. Wie gerne würde ich ihm etwas von seinen Schmerzen abnehmen. Ich will ihn einfach nicht mehr leiden sehen...

In Phasen seiner Schmerzen halte ich mich schon von ihm fern, wende mich bei einem Anliegen dann lieber an Mutti, da Papa dann meistens angespannt ist und aggressiv reagiert. Unsere "Familienidylle" liegt dann also auch total auf Glatteis.

Durch Harald Mü und Wolfgang Be ist Papa damals endlich an Sauerstoff gekommen und hat gelernt, mit dieser Krankheit zu leben. Mittlerweile ist er auch medikamentös ganz gut versorgt und ich danke Euch, daß Ihr meinen Eltern in ck geprägten Zeiten immer zur Seite gestanden habt.
Vielen Dank auch an "unseren" HR, der meinen Eltern seelische und moralische Unterstützung bietet.

Miriam (20 Jahre)
Nils (17 Jahre)
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Archiv
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Re: Aus der Sicht einer Angehörigen

Beitrag von Archiv »

Archiv hat geschrieben: Di 10. Apr 2018, 03:38 Seit nun 18 Jahren leidet mein Vater an Clusterkopfschmerzen. Allerdings wurde diese Art von Kopfschmerz bei ihm erst nach ca.9 Jahren festgestellt.
Zu dieser Zeit arbeitete er noch in einer großen Firma, hatte eine feste Stelle als Einrichter. Papa war unter anderem zuständig für die Arbeitseinteilung, Arbeitsvorbereitung und die Maschineneinstellungen. Er arbeitete in 2 Schichten, was natürlich mit Stress verbunden war. Er hat auch dementsprechend gut verdient.

Immer öfter bekam er auch während seiner Arbeitszeit starke Kopfschmerzen. Sein Meister stempelte ihn nach ‘ner Zeit schon als Simulant ab. Er soll sich doch ein paar Aspirin einwerfen und dann würde das schon alles gehen...
Irgendwann war er absolut nicht mehr in der Lage seine Aufgabe als Einrichter sorgfältig zu tätigen und wurde nach langer Cluster-Krankheit von heute auf morgen gekündigt. NACH 20 JAHREN ! ! !

Ich bekam oft Papas Attacken mit. Er ist dann immer ein ganz anderer Mensch. Sein linkes Auge wird rot, fängt an zu tränen. In dieser Zeit zieht er sich zurück. Ich kann mich daran erinnern, daß ich mit etwa 6 Jahren, ihn dabei beobachtet habe, wie er mit seinen Fäusten gegen die Wohnzimmerwand schlug. Heute weiß ich, daß er dieses tat, um nicht mehr den Kopfschmerz zu spüren, ihn mit dem anderen Schmerz zu überspielen. Natürlich weiß mein Vater nicht, dass ich ihn dabei gesehen hab. Es wäre ihm zu peinlich.

Leider Gottes leidet auch unser Familienleben darunter. Wir unternehmen nur noch sehr selten etwas miteinander, im Urlaub waren wir auch noch nie zusammen und von seinen Freunden zieht er sich auch zurück! Soziale Vereinsamung...

Vor ein paar Jahren bekam er TRAMAL Tropfen verschrieben, welche eigentlich zur Schmerzbekämpfung dienen sollten. Hat aber nicht geholfen. Dann ging es weiter mit NOVAMIN Tropfen. Diese nahm er, wenn er merkte, dass er gleich wieder eine Attacke bekommt, Flaschenweise...

Es tut weh, wenn ich Papa so leiden sehe. Fühl mich total hilflos. Verzweiflung steigt in mir auf. Wie gerne würde ich ihm etwas von seinen Schmerzen abnehmen. Ich will ihn einfach nicht mehr leiden sehen...

In Phasen seiner Schmerzen halte ich mich schon von ihm fern, wende mich bei einem Anliegen dann lieber an Mutti, da Papa dann meistens angespannt ist und aggressiv reagiert. Unsere "Familienidylle" liegt dann also auch total auf Glatteis.

Durch Harald Mü und Wolfgang Be ist Papa damals endlich an Sauerstoff gekommen und hat gelernt, mit dieser Krankheit zu leben. Mittlerweile ist er auch medikamentös ganz gut versorgt und ich danke Euch, daß Ihr meinen Eltern in ck geprägten Zeiten immer zur Seite gestanden habt.
Vielen Dank auch an "unseren" HR, der meinen Eltern seelische und moralische Unterstützung bietet.

Miriam (20 Jahre)
Nils (17 Jahre)
Hallo Miriam, hallo Nils,

vielen Dank für Euren Beitrag!
Ich war beim Lesen ganz ergriffen; Ihr habt so lebhaft und anschaulich
gezeigt, wie ein Familienleben unter Clusterkopfschmerz zu leiden hat.
Jetzt kann ich mir ungefähr vorstellen, wie meiner Familie zumute ist.

Ich danke Euch auch dafür, daß Ihr in den schweren Zeiten zu Eurem Vater
hält, daß Ihr Verständnis und keine Ablehnung für ihn empfindet.

Ich wünsche Euch alles Gute, Eurem Vater und damit der ganzen Familie
viel-viel schmerzlose Zeit!

Gruß
Agnes
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Archiv
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Re: Aus der Sicht einer Angehörigen

Beitrag von Archiv »

Archiv hat geschrieben: Di 10. Apr 2018, 03:39
Archiv hat geschrieben: Di 10. Apr 2018, 03:38 Seit nun 18 Jahren leidet mein Vater an Clusterkopfschmerzen. Allerdings wurde diese Art von Kopfschmerz bei ihm erst nach ca.9 Jahren festgestellt.
Zu dieser Zeit arbeitete er noch in einer großen Firma, hatte eine feste Stelle als Einrichter. Papa war unter anderem zuständig für die Arbeitseinteilung, Arbeitsvorbereitung und die Maschineneinstellungen. Er arbeitete in 2 Schichten, was natürlich mit Stress verbunden war. Er hat auch dementsprechend gut verdient.

Immer öfter bekam er auch während seiner Arbeitszeit starke Kopfschmerzen. Sein Meister stempelte ihn nach ‘ner Zeit schon als Simulant ab. Er soll sich doch ein paar Aspirin einwerfen und dann würde das schon alles gehen...
Irgendwann war er absolut nicht mehr in der Lage seine Aufgabe als Einrichter sorgfältig zu tätigen und wurde nach langer Cluster-Krankheit von heute auf morgen gekündigt. NACH 20 JAHREN ! ! !

Ich bekam oft Papas Attacken mit. Er ist dann immer ein ganz anderer Mensch. Sein linkes Auge wird rot, fängt an zu tränen. In dieser Zeit zieht er sich zurück. Ich kann mich daran erinnern, daß ich mit etwa 6 Jahren, ihn dabei beobachtet habe, wie er mit seinen Fäusten gegen die Wohnzimmerwand schlug. Heute weiß ich, daß er dieses tat, um nicht mehr den Kopfschmerz zu spüren, ihn mit dem anderen Schmerz zu überspielen. Natürlich weiß mein Vater nicht, dass ich ihn dabei gesehen hab. Es wäre ihm zu peinlich.

Leider Gottes leidet auch unser Familienleben darunter. Wir unternehmen nur noch sehr selten etwas miteinander, im Urlaub waren wir auch noch nie zusammen und von seinen Freunden zieht er sich auch zurück! Soziale Vereinsamung...

Vor ein paar Jahren bekam er TRAMAL Tropfen verschrieben, welche eigentlich zur Schmerzbekämpfung dienen sollten. Hat aber nicht geholfen. Dann ging es weiter mit NOVAMIN Tropfen. Diese nahm er, wenn er merkte, dass er gleich wieder eine Attacke bekommt, Flaschenweise...

Es tut weh, wenn ich Papa so leiden sehe. Fühl mich total hilflos. Verzweiflung steigt in mir auf. Wie gerne würde ich ihm etwas von seinen Schmerzen abnehmen. Ich will ihn einfach nicht mehr leiden sehen...

In Phasen seiner Schmerzen halte ich mich schon von ihm fern, wende mich bei einem Anliegen dann lieber an Mutti, da Papa dann meistens angespannt ist und aggressiv reagiert. Unsere "Familienidylle" liegt dann also auch total auf Glatteis.

Durch Harald Mü und Wolfgang Be ist Papa damals endlich an Sauerstoff gekommen und hat gelernt, mit dieser Krankheit zu leben. Mittlerweile ist er auch medikamentös ganz gut versorgt und ich danke Euch, daß Ihr meinen Eltern in ck geprägten Zeiten immer zur Seite gestanden habt.
Vielen Dank auch an "unseren" HR, der meinen Eltern seelische und moralische Unterstützung bietet.

Miriam (20 Jahre)
Nils (17 Jahre)
Hallo Miriam, hallo Nils,

vielen Dank für Euren Beitrag!
Ich war beim Lesen ganz ergriffen; Ihr habt so lebhaft und anschaulich
gezeigt, wie ein Familienleben unter Clusterkopfschmerz zu leiden hat.
Jetzt kann ich mir ungefähr vorstellen, wie meiner Familie zumute ist.

Ich danke Euch auch dafür, daß Ihr in den schweren Zeiten zu Eurem Vater
hält, daß Ihr Verständnis und keine Ablehnung für ihn empfindet.

Ich wünsche Euch alles Gute, Eurem Vater und damit der ganzen Familie
viel-viel schmerzlose Zeit!

Gruß
Agnes
Hallo,
Danke für diese Posting!!!!!!
Gruß Micha/DH
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